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und Kanalabschlüsse, welche aus der Zeit der Chalifen stammen. Unter den Mameluken und Türken dagegen kamen traurige Jahrhunderte über das Land, in denen seine Kraft in giftigen Jntrigen und blutigen Faustkämpfen vergeudet wurde. Die Besitznahme der Franzosen zu Anfang unseres Jahrhunderts war zu kurz, um ernsthafte Besserung anzubahnen, obgleich schon damals manch kühnes Projekt besprochen wurde, an dessen Ausführung erst spätere Zeiten denken konnten. Nur der Fellah bewahrte und übte noch die tausendjährigen Ueberlieferungen seiner einfachen Wasserkünste.
Mit dem für einen Türken wahrhaft genialen Mohamed Ali brach für Aegypten die neue Zeit an. Trotz seines unablässigen Ringens in inneren Streitigkeiten zur Befestigung seiner Herrschaft, trotz seiner Kriege mit England und der Türkei, im Sudan und in Arabien, fand dieser einsichtsvolle Despot Zeit, die landwirthschaftliche Entwickelung seines Reichs mit eingehender Sorgfalt zu pflegen. Er erkannte sofort, daß die Wasserwirthschaft die Quelle seines ganzen Reichthums war. Bon 1820 an arbeitete er unablässig an den Bewässerungsanlagen des Landes. So oft seine Truppen die Gewehre niederlegen konnten, bekamen sie die Haue in die Hand, um Kanäle zu graben und Dämme zu bauen. Das ganze Fellahvolk setzte er in Bewegung, die alten versandeten Wasseradern des Landes wieder zu öffnen. Der Josefskanal in seiner ganzen Länge wurde vertieft und dadurch das Fayum wieder lebensfähig gemacht. Einige der Hauptkanäle des Deltas, die fast verschwunden waren, wurden hergestellt. Der Machmudiekanal, welcher heute das Wasser von Atfeh am Rosettanil nach Alexandrien führt, wurde mit dem Aufgebot aller Mittel und mit einem Verlust von 30000 Menschenleben erbaut, und verwandelte die Wüste um Alexandrien in einen Garten.