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Das Wasser im alten und neuen Aegypten : Vortrag, gehalten am 17. Januar 1891 im Klub der Landwirthe zu Berlin / von Max Eyth.
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dem mißglückten Nilstauwerk in der That nichts mehr zu machen sei. Seit 1884 wird in Folge hiervon an der Instandsetzung desselben mit Eifer gearbeitet. Im Jahre 1887 war es möglich, die Stauhöhe des Nils oberhalb der Barrage 2 Meter über dem niedersten Wasserspiegel zu er­halten. Nach neuesten Nachrichten wäre der vollständige Erfolg der Anlage, wenn nicht schon gesichert, in nächster Aussicht. Damit wäre das Delta in einer Weise mit Wasser versorgt, welcher nur durch die verwendbare Menge des Nils eine Grenze gesteckt ist. Diese Menge, so colossal sie während der Fluthzeit ist, genügt allerdings mit ihren 3540 Millionen Kubikmeter während des niedersten Nil- standes weit nicht, um die ganze Fläche des Deltas in genügender Weise für die Sommercultnren zn bewässern. Von den 1 920 000 Hectar des Deltas sind kaum 1 000 000 angebaut, 920 000 Hectar könnten wieder gewonnen werden, wenn in dieser Zeit größere Wassermengen, wobei es sich allerdings im ganzen um 93 Millionen Kubikmeter pro Tag (2/g der Rheinmenge) handelt, zur Verfügung ständen.

Ich komme nun schließlich zu einem der wunderlichsten Kapitel in der Geschichte der ägyptischen Wasserwirthschaft, ein Kapitel, daß bereits keck in die Zukunft greift und das mit der ganzen Phantastik ausgestattet ist, welche unser sogenanntes poesieloses modernes Leben in so hohem Grade auszeichnet.

Im Jahre 1879 kam ein gewisser Cope Whitehouse, ein Amerikaner, nach Aegypten, um sich zur eigenen Er­bauung in Pyramidenstudien zu vertiefen. Allem nach ein Mann von der Gattung unseres Schliemann, die in Eng­land und Amerika häufiger zu finden ist, als in unserem schulgesegneten Deutschland: Leute, die mit der Naivität und dem offenen Auge des Laien manchmal sehr viel weiter sehen, als Gelehrte mit ihren schärfsten wissenschaftlichen