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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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nächsten Morgen wiederum dorthin marschiert und Standlager bezogen und zwar hart unterhalb eines aus der Buga aufragenden Felsgebildes, dem Ndama-Lerge gegenüber, zwei Kilometer vom Flußlaus entfernt, mit un­vergleichlicher Aussicht auf das vorgelände. Auf dem Marsch ins neue Standquartier bemerkten wir aus der Kuppe des Njerubanga-Verges eine Anzahl Leute, anscheinend mit dem Lau eines Signals beschäftigt. Um uns bemerkbar zu machen und ihre Zugehörigkeit zur Karawane festzustellen, griffen wir zu einem Radikalmittel. Mir zündeten die Steppe an. Das Zeichen verfehlte seine Wirkung nicht, denn ein Gegenfeuer gab bald die Antwort. Wie eine Patrouille dann feststellte, gehörten die Leute zu der Karawane Wiese, dessen augenblicklicher Aufenthaltsort aber dem führenden Askari unbekannt war.

Es erwies sich überhaupt als ungeheuer schwierig, in dem unüber­sichtlichen und stark wellenförmigen Gelände, in dem sich Kuppen bis zu löOO m erheben, die Verbindung aufrecht zu erhalten. Die Gegend ist menschenleer,' die Bevölkerung hinter den Randbergen aber legte eine gewisse Scheu wegen des ungewohnten Europäerbesuches an den Tag. Diese un­gerechtfertigte Furcht brachte in der Folge mancherlei Irrtümer oft recht unangenehmer Art mit sich. Die Leute gaben erlogene oder ungenaue Be­richte, so daß die Patrouillen die Richtung verloren und mehrfach völlig unverrichteter Sache zurückkehrten. Anfangs wurde mit Erfolg versucht in den Abendstunden durch Lichtsignale die Stellung der Lager zu bezeichnen, als aber diese später durch den nach Süden dichter werdenden Waldbestand und die Unübersichtlichkeit des Geländes verdeckt wurden, blieben wir längere Zeit ohne Nachricht voneinander.

Die Schwierigkeiten der Verbindung brachten Oberleutnant Weiß und Kirschstein, welche mittlerweile den Kagera bei der Kanjonsa-Fähre in li/2 Tagen per Faltboot übersetzt hatten und nun zum Zweck der Triangulation an dem Fluß südlich zogen, vorübergehend in eine höchst kritische Lage, über welche Weiß sehr anregend berichtet:

Unterstützt wurde ich beim Signalbau und bei der Topographie durch Oberleutnant von Wiese. Um uns über die Art der Ausführung der Arbeiten verständigen zu können, hatten Wiese und ich eine Zusammen­kunft am neu zu erbauenden Signal Mpungu nahe dem Kakitumbe-Vach vereinbart. Kirschstein blieb zwecks Fortsetzung seiner geologischen Unter­suchungen am Berge Oregero zurück, und da wir beide nur über einen