132 —
Kamerun-Berg im Westen, daß sie sich wie eine andere, fremdartige Schicht über die Vegetation der Steppen und des Tropenwaldes legt. Die Adlerfarn- Formation war reich an schön blühenden Stauden und Sträuchern und für den Botaniker reizvoll genug. Ein Gewächs hätte aber auch das Interesse eines jeden Laien erregt, Lobelia §iberroa I4emsl., die gleich riesigen Kerzen sich hoch über das oft mannshohe Farngestrüpp erhebt. Ein kräftiger, hohler, mit Blattnarben besetzter Stengel, schon mehr Stamm zu nennen, trägt schmale, verkehrtlanzettliche Blätter von 40 bis 50 cm Länge rosetten- artig zusammengedrängt und darüber eine lange, dichte Ähre grünlicher oder blaßbläulicher Blüten, die einem riesigen Zylinderräumer gleicht. Die Maße eines Exemplares waren: blattloser unterer Stengel 2,30 m, beblätterter Teil 1,25 m, Blütenähre 1,85 m, zusammen 5,40 m. Später aus Kwidschwi fand ich Exemplare, die über 7 m erreichten. Als ich diese seltsamen Gestalten in der Schlucht am Katandaganja-Grat zuerst sah, klopfte mir fast das herz bei dem langersehnten Anblick, wie einem Jäger, der zum ersten Male ein seltenes Wild erblickt, später sanken sie zur gleichgültigen Alltäglichkeit herab, denn sie gehören in allen Gebirgen des Grabenrandes vom Kiwu bis zum Kuwenzori zu den typischen Erscheinungen der unteren Bergregion.
So reizvoll diese sormenreiche, üppige grüne Wildnis von Adlerfarnen auch war, so war doch die Freude an ihr nicht ohne einen bitteren Beigeschmack,- wo sie jetzt die Berge bedeckt, erhob sich noch vor kurzem stolzer Hochwald, der schonungslos niedergebrannt und abgehackt wurde, um Platz für ein paar kümmerliche Lrbsenfelder zu gewinnen! Gegen den Band des Waldes hin zeigte sich die Waldvernichtung in betrübender Deutlichkeit, eine wahre Verwüstungszone, aus der vereinzelte Baumriesen gleich Überständern in einer Schonung aufragten, einige noch in ihrer ganzen Schönheit prangend, andere ihre dürren, vom Feuer geschwärzten oder vom Wetter schon gebleichten Stämme wie anklagend gen Himmel reckend.
Ich will noch einen anderen Zeugen zu Worte kommen lassen und eine drastische Stelle aus einem Missionsbericht, der mir gelegentlich in die Hände fiel (evangelische Mission in Urubengera an der Mecklenburg-Bucht), anführen :
„Als ich in diesen Wald kam (Lugonde), hatte ich einen großen Schmerz: hier oben Hausen nämlich einige Waldgreise, von denen einer immer noch älter und grauer als der andere ist, und die alle systematisch das bißchen Wald verwüsten, was hier noch steht. Sie schlagen den Bambus und einige