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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Regen kochen, und düstere Ahnungen wegen der kleinen Regenzeit, die jetzt kommen sollte, erfüllten unsere Seele, so sehr waren wir durch das an­dauernd schöne Wetter der Trockenzeit verwöhnt! Am Abend kam noch ein Askari mit einem Briefe von Grawert, in dem er uns bat, so schnell als möglich nach Ischangi zu kommen, da er bald abfahren wolle.

Am 27. August trafen wir in dem hübschen Unterofsizierposten ein. Zuletzt führte unser Marsch vorbei an einer zerfallenden Hütte unter einem riesigen einsamen Baum, der Stätte vonBergfrieden", wo Kandt, der Dichter Ruandas, gewohnt, und an einem einsamen Grab, in dem der Professor Lamp, der Astronom der Kiwu-Grenzkommission, fern von der Heimat zur letzten Ruhe gebettet wurde."

Während sich die umstehend geschilderten Ereignisse abspielten, strebte ich mit Wiese und in Begleitung Hauptmann von Grawerts ebenfalls dem Kiwu zu. Schon am ersten Marschtage, nachdem wir Niansa verlassen hatten, wurde uns unser Viehreichtum recht unbequem. Bmbarrag äe ricbesse! Ein breiter und tiefer Sumpf war zu passieren, in dem die kleinen und schwachen Ziegen stecken blieben. 5o entstand durch das Herausholen der todmüden Tiere eine lange Verzögerung, die den Tages­marsch sehr abkürzte. Erst tief in der Nacht war die Karawane an Mensch und Tier wieder vollzählig beisammen. Um Wiederholungen nach Mög­lichkeit zu vermeiden, ließen wir daher von jetzt ab die Herde truppweise zu 200 bis 300 Stück einige Stunden der Karawane vorausmarschieren.

Der folgende Tagesmarsch wurde wiederum erschwert durch das Übersetzen über den Niawarongo, den wir hier zum zweiten Male passierten, und wiederum trug die Herde die Schuld daran. Denn wenn diese auch dank der neuen Taktik früher eintraf, so dauerte es doch immerhin mehrere Stunden, bis die große Herde und die Rinder teils in Kanoes, teils durch Menschenhand an das jenseitige Ufer befördert waren.

Das Lager mußte dicht am Ufer aufgeschlagen werden, von dem fast im Kreise sich herumwindenden Fluß umschlossen. Aber wir hatten diese Maß­nahme am folgenden Morgen bitter zu bereuen, denn das gesamte Flußtal war von dichtestem Nebel erfüllt, so daß man nur wenige Schritt weit zu sehen vermochte. Dabei zeigte das Thermometer 6° Telsius und Mensch und Tier litten empfindlich durch die Kälte. Doch die Sonne, die bald hinter den Bergen

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