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auftauchte, und der schwierige Bergmarsch erwärmten uns wieder, und als wir gegen die Mittagszeit Kagira, die Besitzung Dr. Kandts, erreichten, war die Unbill des Morgens vergessen.
Kagira ist eine Niederlassung, die sich von einer Eingeborenenbesitzung nur wenig unterscheidet. Sie liegt tief unten im Tal, hart an dem schmalen Gebirgsslüßchen Mashiga, von Bergen rings umgeben, vergebens fragt man sich, warum Kandt seinen Wohnsitz wohl gerade an diesem Orte aufgeschlagen hat. Über es heißt, daß das Interesse an der Grabstätte des Vaters des Sultans Msinga, Luabugiri, die ganz in der Nähe liegt, ihn hier festgehalten habe.
Endlich am folgenden Mittag sichteten wir aus weiter Ferne die tief eingeschnittenen Fjorde des Kiwu-Sees. Nach einem steilen Nbstieg von dem Dörfchen Bujonde zum Ufer hinab wurde unter schattigen Bäumen am östlichen Punkte des Sees Lager bezogen. Es war ein merkwürdiges Spiel des Zufalls, daß die erste von uns berührte Bucht von Or. Kandt in früheren Jahren die „Mecklenburg-Bucht" benannt worden war.
Der See trägt in seinen östlichen Teilen ausgesprochenen nordischen Eharakter, denn tief einschneidend in die etwa 1600 m hoch aufragenden Bergkuppen winden sich die Buchten weit in das Land hinein.
Nach den Temperaturen der letzten Tage kam es uns am User des 5ees unverhältnismäßig warm vor, aber das Wasser, welches fast 25° dauernd hält, übt trotzdem einen wohltuenden Einfluß auf die unmittelbare Umgebung aus. Das Krokodil fehlt im Kiwu-See. Wir zögerten daher nicht, uns endlich dem langentbehrten Genuß des Schwimmens nach Herzenslust wieder hinzugeben.
Im Schilf versteckt harrten unserer 23 Boote, Linbäume, je nach der Größe mit 6—8 Nuderern bemannt, die uns über den See nach Kissenji tragen sollten. Die Boote haben eine ungefähre Länge von 10 m bei geringem Tiefgang und sind sehr schmal. Die Sitze bieten kaum Platz genug für zwei Nuderer, die mit kräftigen Nrmen durch die herzförmig geschnittenen Nuder nach Paddelart die Boote pfeilschnell durch das Wasser treiben. Da diese äußerst schmalen Boote natürlich auch nur die Ausnahme der unentbehrlichsten Lasten gestatteten, so mußte die Hauptkarawane zu Fuß unter Führung von Tzeczatka und Weidemann am Ostuser entlang nach Kissenji dirigiert werden.
Nm Nbend, der klar und still war, machte ich eine kurze Nbschiedsfahrt allein im Faltboot bis in die Mitte des Fjordes. Hätten nicht die schwarzen