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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Baumes heran, an dem eine sehr starke Schweißfährte herunterführte, die sich im Gebüsch verlor. Hier hörten wir im raschelnden Laube den Schim­pansen wenige Schritt vor uns schwerkrank den Hang hinunterslüchten. Einen Wen, selbst einen kranken, im Waldesdickicht einzuholen, ist aber für den Europäer aussichtslos. So gab ich auch bald die Nachsuche aus. Aus den Schuß hin erschienen aber nach kurzer Zeit einige unserer Leute, die in weitem Abstand gefolgt waren. Das versprechen eines hohen Bakschisches spornte ihre Kraft an. Ohne sich einen Augenblick zu be­sinnen, glitten sie auf der Fährte hinunter dem Wilde nach. Einige bange Minuten aufregendster Spannung folgten, bis endlich schwach gedämpfte Kufe herauf tönten, die in mir ein unbeschreibliches Gefühl der Befriedigung auslösten. Unten in der Schlucht hatte sich der schwerkranke alte Bursche den Leuten gestellt und war von ihnen mit einem Speerstich gestreckt worden. Da die Träger erklärten, die schwere Beute nicht allein herausschaffen zu können, sandte ich ihnen vom Lager aus einen Askari mit einigen Trägern zu Hilfe. Zwei Stunden später wurde der Erlegte dann im Triumphe, an einer starken Bambusstange hängend, eingebracht. Der kleinere Schim­panse konnte trotz starker Schweißfährte nicht zur Strecke gebracht werden.

Der nächste Tag brachte dem vere superieur ein gleiches Weidmanns­heil. Nach ähnlichen Anstrengungen gelang es ihm, einen anderen Schlaf­baum zu erreichen, von dem er ein jüngeres Exemplar herunterschoß. Als er sich schnell dem verendenden nähern wollte, wurde plötzlich der Busch lebendig und aus l5 Schritt erschien der Kops und das fletschende Gebiß eines alten Männchens (die öfter die Familien von ferne begleiten, sich aber allein halten), das nicht übel Lust zeigte, ihn anzugreifen. Mit der Kugel in der Brust verendete aber auch dieses nach wenigen Minuten. Trotzdem räumte die Herde noch nicht das Feld, sondern die geschüttelten Bäume und der Bambus bewiesen dem Jäger noch längere Zeit die Nähe der erbosten Tiere, die sich erst allmählich verzogen.

Das Fell des Alten war mit graugelben Haaren durchmengt, die Hände und das Gesicht zeigten in Übereinstimmung mit meinem Exemplar tiefe Schwärze, während das jüngere von bedeutend geringerer Körperlänge war und bei tiefschwarzem Haarkleids eine gelbliche Färbung des Gesichtes und der Handflächen auswies.

So wurde die beschwerliche Zeit im Walde von Bugoie, die zwar die Lösung einiger zoologischer Probleme gebracht, in der das Glück uns ver-