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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Zu all diesen Arbeiten kam noch eine gewaltige Postsendung, die für Europa fertiggestellt werden mußte. So sahen wir uns eigentlich nur bei den gemeinsamen Mahlzeiten in der Dffiziersmesse. Am 18. Oktober rückte Weiß wieder in sein Arbeitsgebiet ab, um die unterbrochene Topographie des Vulkangebietes von neuem aufzunehmen. Am 21. wurde unter Führung zweier Askari eine Karawane mit 70 wissenschaftlichen Lasten nach Bukoba zur Weiterbeförderung nach Berlin bezw. Leipzig abgeschickt, vor unserer Abreise wurde noch der Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin in würdiger Weise begangen. Ich hielt eine Ansprache an die Askari und die herbei- geeilte Bevölkerung Kissenjis und nahm einen Vorbeimarsch der Truppen ab. Wenige Tage später brachen wir in das Gebiet des Kongostaates auf.

Unserem Prinzip getreu, getrennt zu marschieren, war verabredet worden, daß Schubotz und Mildbraed zunächst Bugoie besuchen und dann eine ein­gehende zoologische und botanische Untersuchung der ganzen Vulkankette vornehmen sollten. Tzekanowski sollte nach einem Besuch bei den Batwa über Busuenda unserer Uoute folgen.

Kirschsteins vulkanische Spezialarbeit setzte jetzt ebenfalls ein. Wiese, Uaven, Grauer, der sich uns anschloß, und ich selbst wollten ihn bei der Besteigung des Mikeno und des Uamlagira, die zunächst vorgesehen waren, begleiten, um hernach zum belgischen Posten Uutschuru und weiter nach dem Albert Lduard-See vorzugehen. Dort hofften wir mit den belgischen Offizieren Fühlung zu gewinnen, um den nachkommenden Herren die Wege zu ebnen. AIs Treffpunkt war Kasindi am Uordende des Albert Eduard-Sees, als Termin der Heiligabend bestimmt.

Ls war ein eigenes Zusammentreffen, daß wenige Tage vorher der verdienstvolle Leiter des Kissenji-Postens, Oberleutnant Knecht, seine Abberufung in die Heimat erhalten hatte. Leine Ablösung in der Person des Leutnants Keil war bereits eingetroffen. So verabschiedeten wir uns gemeinsam an der Grenze des Weichbildes von Kissenji, jeder dem anderen eine gute Keife und glückliche Heimkehr wünschend.

Auf der Paßhöhe wandten wir uns noch einmal um und sandten einen letzten Gruß hinüber zu diesem idyllisch gelegenen Erdfleckchen deut­schen Gebietes, in dem wir so unvergeßliche Stunden verlebt hatten, dann schritten wir rüstig vorwärts. Das deutsche Gebiet lag hinter uns. Der Kongostaat hatte uns ausgenommen.

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