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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Kamm der Berge direkt gegen die Strohhäuser von Kasindi heran. Diese Erscheinung war eine alltägliche, und so beachteten wir sie anfangs nicht, bemerkten aber plötzlich, daß die Flammen, manchmal hoch auflodernd, nur noch wenige hundert Meter von den Häusern entfernt waren. Schnell alar­mierten wir die Askari und Träger und im Laufschritt ging es dem Flammen­meer entgegen. Nach zweistündiger Arbeit war das Zentrum des Feuers mit Stöcken niedergeschlagen und bewältigt. Die gewaltig langen Ausläufer aber züngelten schadlos an beiden Leiten des Postens vorüber.

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Am 24. trafen alle Herren bis aus Kirschstein, dessen Arbeiten im Vulkangebiet eine Verlängerung seines Urlaubes notwendig gemacht hatten, in Kasindi zum Weihnachtsfeste ein. Der Heiligabend verlief sehr gemütlich. Wir Europäer versammelten uns zu einem gemeinsamen Mahle und ver­brachten dann den Nest des Abends bei Grammophonbegleitung unter den Lichtern eines von Wiese aus Akazienzweigen hergerichteten Baumes. Einige Gläser Grog mußten versuchen, uns in die Weihnachtsstimmung zu versetzen, die bei der grünen Umgebung in der warmen Lommerluft nicht aufkommen wollte.

5o nahte nach einigen Tagen eifriger Arbeit im Lager die Jahres­wende heran. Voll Dankbarkeit konnten wir auf das vollendete Jahr zurückblicken, voll Hoffnung dem beginnenden entgegensehen. Es konnte ein jeder meiner Mitarbeiter mit Befriedigung feststellen, daß es ihm in angestrengtester Arbeit, unter vielen Entbehrungen und in strengster Selbst­zucht gelungen war, mancherlei neue Probleme zu lösen, neue Forschungs­gebiete für die deutsche Wissenschaft zu erobern.

Am Neujahrstage unternahmen Schubotz und ich eine auf mehrere Tage berechnete Exkursion nach Njama Kasana, um Plankton zu fischen, zu dredgen und überhaupt der niederen Fauna des Sees unsere Aufmerk­samkeit zu widmen. Wir nahmen nur einige wenige Leute zum Aufrichten der Zelte, jeder einen Boy und außerdem einen Koch mit und konnten so die Annehmlichkeiten des ungestörten Aufenthaltes ohne die unbequemen Be­gleiterscheinungen genießen, die die Mitnahme einer Karawane stets im Gefolge hat.

Wir beide besuchten auch von hier aus einen Drt von ganz besonderem Interesse, nämlich Katwe, das an einem salzreichen Binnensee gelegen und