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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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nach berühmten Erforschern Zentralasrikas benannt sind, tragen ewigen Schnee. Es sind von Norden nach Lüden: Gessi 4769 m, Emin 48l5 m, Speke 490t m, Stanley 5l25 m, Baker 4875 m, Ludwig von Savoyen 4663 m. Die Gletscher des Nuwenzori werden dem sogenannten äquatorialen Typus zugezählt,- d. h. es handelt sich hierbei um Liskappen, die mitunter von bedeutender Stärke sind und die Gipfel der Berge mehr oder weniger vollständig bedecken, von den Kappen erstrecken sich Verzweigungen nach unten, die in die Täler eindringen und nur selten die untere Grenze des ewigen Schnees, die zwischen 4450 und 4500 m liegt, überschreiten. Infolge der Lage der Gletscher sind die Seitenmoränen ganz unbedeutend, und nicht einmal die Grundmoränen scheinen eine bemerkenswerte Entwicklung zu haben, wenigstens nach den Endmoränen zu urteilen, welche niemals eine große Mächtigkeit ausweisen.

Ein anderer beachtenswerter Umstand ist der, daß das an der Vorder­seite der Gletscher hervorquellende Wasser niemals das trübe Aussehen hat, das unter denselben Bedingungen die Schmelzwässer der Alpen- gletscher zeigen. Das Wasser ist vollkommen klar,- dies beweist, daß das vorrücken der Gletscher, wenigstens gegenwärtig, ganz unerheblich ist- auch die Erosion muß minimal sein, weswegen eben auch jede bemerkenswerte Grundmoräne fehlt.

Eine geologische Erscheinung von großer Bedeutung ist die riesige Entwicklung, welche die Gletscher der Nuwenzori-Gruppe während der Eis­zeit erfuhren. Nach den Feststellungen von Dr. Noccati, dem Geologen der Expedition des Herzogs der Abruzzen, haben sie auf der Gstseite im Mobuku- Tale nahezu bis 1500 m hinabgereicht, während sie gegenwärtig nicht tiefer als 4200 m Herabgehen!

Auf diese Angaben möchte ich mit besonderem Nachdruck hinweisen. Wenn wir wirklich für das äquatoriale Afrika eine solche Eiszeit annehmen dürfen, wofür auch Beobachtungen am Kenia sprechen, dann würden sich viele Fragen pflanzen- und tiergeographischer Art mit Leichtigkeit lösen, dann würde sich die geradezu verblüffende Übereinstimmung erklären lassen, die die Vegetation von Gebirgen zeigt, die jetzt durch weite Steppen oder Waldgebiete rein tropischen Tharakters getrennt sind, und zwar auch in solchen Typen zeigt, bei denen Verbreitung durch vögel oder Wind kaum anzunehmen ist.