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Wir befanden uns jetzt aus dem unteren Teil eines langen kamm- artigen Bergzuges, der, von einigen etwas hervorragenden Kuppen abgesehen, in ziemlich gleichmäßiger Steigung bis in große höhen führte und auf dem auch Stuhlmann aufgestiegen war. Den mußten wir also benutzen. Da es noch früh am Tage war, gingen Schubotz und ich, um uns etwas zu orientieren, auf den Kamm hinauf, auf dem ein sehr schmaler, aber leidlich gangbarer Pfad auswärts führte. Wir kamen durch gemischte Bestände von Laubwald und Bambus bei etwa 3000 m in die „subalpine" Begion der Lrikaceen, die ebenso wie die „alpine" Formation der baumartigen Senecionen und Schaftlobelien wohl auf keinem afrikanischen Hochgebirge eine so großartige Entwicklung erreicht, wie am Nuwenzori, denn diesem fehlt ganz das „Grasland" oder die „Bergwiesen" oberhalb des Waldes, wie sie z. B. für den Kamerun-Berg und den Kilimandscharo so charakteristisch sind.
Bus unserem Wege wurden die Bestände hauptsächlich von Brics rrrborea gebildet. Die jüngeren Exemplare gleichen fast Wacholdersträuchern, die älteren werden baumartig, 4 m hoch und höher, mit knorrigen Stämmen und vielfach gebogenen und gedrehten Asten, die an ihren Spitzen gleichsam in kompakten Massen das winzigblättrige tiefdunkle Laub an seinen Zweigen tragen. Dabei sind Stämme und Aste dicht bedeckt mit Polstern von Laub- und Lebermoosen, sowie großen lappigen, oft gallertartigen Flechten und behängen mit den langen, grauen Nübezahlbärten der Usnea-Nrten; das Ganze ist, besonders zwischen den ziehenden Nebeln, seltsam und unwirklich anzuschauen, recht eine Heimat spukhafter Kobolde und Berggeister. Der Boden ist überzogen mit tiefen Polstern von Torfmoosen, zahlreichen Lebermoosen und einer wunderschönen Laubmoosart, der Breutelia Stubl- manni. Die Sphagnum-Massen sind meist so naß, daß sie einem vollgesogenen Schwamm gleichen. Stuhlmann gebraucht dafür den Nusdruck Hochmoor, dieser kann aber zu Mißverständnissen führen, weil man in Europa darunter gewöhnlich etwas anderes versteht. Es ist immer zu bedenken, daß es sich am Nuwenzori, wenigstens an der Stelle, die Stuhlmann meint, um einen Vergkamm, sogar um einen ziemlich schmalen Bergkamm, handelt und daß nur die sehr hohe atmosphärische Feuchtigkeit, besonders die Nebel, den Torfmoosen das Gedeihen ermöglicht. Zwischen die Erika mischen sich die Sträucher oder kleinen Stämme von Napanea pellucictostriata Oil§, Olinia macropbzüla Qil§ und besonders auffallend,