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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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geworden und es herrschte eine so empfindliche nasse Kälte, daß mir die Hände schon völlig steif geworden waren. (Ohne eine Lederjacke, die wenigstens den (Oberkörper trocken hielt, wäre ich überhaupt nicht so weit gekommen. Da der Nebel jeden Umblick hinderte und es auch schon 2 Uhr geworden war, kehrte ich um, obwohl der Führer mich noch weiter schleppen wollte, indem er eifrig auf mich einredete, doch verstand ich nur die WorteThupa" (Flasche) undMatabisch" (für Bakschisch). Ich bekam später heraus, er hätte gefürchtet, keinen Bakschisch zu kriegen, wenn er mir nicht die alsFremdenbuch" fungierende Flasche auf dem Ulimbi gezeigt hätte.

Der nächste Tag brachte herrliches Wetter mit warmem Sonnenschein, so daß wir in unserem Lager in etwa 2400 m Meereshöhe in Hemdsärmeln an den Sammlungen arbeiten konnten. Das gab wieder Mut, und ich be­schloß am folgenden Sonntag, den l6. Februar, noch einmal einen Nufstieg- versuch zu unternehmen. Da mein ständiger Begleiter Maneno und ein anderer Träger sich am l4. wenig bergtüchtig erwiesen hatten und unter­wegs jämmerlich frierend unter einem Erikabusch sitzen geblieben waren, so verzichtete ich auf unsere Leute und bewaffnete drei ganzwilde" Ein­geborene, mit denen man sich nur durch Zeichen, Grunzen und allenfalls durch das ZauberwortMatabisch" mangelhaft verständigen konnte, mit Büchse, Tesching (für die Nectarinen), Frühstück und einer Kiste für die pflanzen und marschierte um 6 Uhr ab. Ich wollte eigentlich schon früher aufbrechen, doch waren meine drei Wilden noch nicht zur Stelle. Um 5 Uhr hatte ich durch den Einschnitt des Butagu-Tales den Mond über der Semliki- Ebene untergehen sehen und beobachtete, eine Morgenzigarre rauchend, das Erwachen des neuen Tages, der in wunderbarer Klarheit aufstieg. Die Sonne war noch unter dem Horizont und brauchte auch noch eine gute Stunde, ehe sie über den Nuwenzori hinweg in unser Lager schauen konnte, aber schon hoben sich von dem durchsichtigen Himmel als blaue Silhouetten die Wawunga-Berge ab und ihnen gegenüber der noch kühnere Kamm, der im Norden das Butagu-Tal begrenzt. In diesem klaren Dümmer ging es auswärts. Die Erika-Negion war fast erreicht, als die ersten Strahlen über den noch unsichtbaren Hauptkamm hinweg die höchste schroffe Kuppe des nördlichen, gerade vor uns liegenden Zuges aufleuchten machten,- wunder­bar war nachher der Nnblick, als sie in der gleichen Neigung einfielen, mit der dieser Zug gegen die Semliki-Lbene zu Tale zieht, so daß alle vorragenden