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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Um 3 Uhr nachmittags erreichten wir die rapicles beiAwake". Dieser Grt hat wohl einen Namen, aber keine Häuser, deshalb stellten wir die Zelte im Walde hart am User auf und genossen den prächtigen Anblick der Schnellen, welche die ganze Breite des Flusses einnehmen. Wir waren über das Ende der Fahrt recht erfreut, denn eine drückende Schwüle hatte sich über das Wasser gelagert.

Um Übend zogen ungeheure Scharen von Flughunden kreisend über das Lager hin. 3m Zweifel, ob sie mit der Kwidschwi-Art identisch seien, holten wir mit den Flinten einige herunter. Wir waren aber sehr erstaunt, statt des einen Getroffenen meist deren zwei zu Boden fallen zu sehen, die sich im Sturze loslösten. Es waren Liebespaare, die während der Lustreise sich zärtliche Koseworts in die großen Ohren geflüstert haben mochten. Die Erlegten stellten wir als identisch mit der Kiwu-Spezies fest.

In Bomili lernten wir einen gutgehaltenen Europäerposten von größeren Dimensionen kennen. Hübsche, weißgetünchte Häuser winken einladend vom sanft ansteigenden Uferlande dem Ankommenden entgegen. Diesen gerade gegenüber strömt aus dem Grün des Waldes der Nepoko-Fluß heraus und ver­einigt sich mit dem Aruwimi, der auch hier wieder starke Schnellen bildet. Da wir bei Bomili die 2one cle l'lüaut Ituri verließen, um in die 2one Balls überzugehen, so kehrte unser liebenswürdiger Ueisegenosse, Kom­mandant Engh, mit seiner Kudermannschast nach Avakubi zurück. Engh, ein Norweger von Geburt, ist eine der markantesten Persönlichkeiten im ganzen Kongo. Sein ausdrucksvolles Gesicht und die schmalen Lippen ver­raten, daß in dem hageren Körper eine ungewöhnliche Willenskraft steckt, die im verein mit klug angewandter Taktik den Eingeborenen gegenüber überall unendlich segensreich gewirkt hat. Die belgische Regierung hat hier den rechten Mann auf den rechten Platz gestellt; denn die 2one cle l'lüaut Ituri umschließt die großen Kautschukreviere, in denen, wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe, die Eingeborenenfrage eine besonders schwierige, die Verwaltung also eine sehr verantwortungsvolle ist.

Unsere neue Bootsmannschaft zeigte sich ebenso erfahren als die alte und wußte vor allem die Fahrzeuge mit besonderer Geschicklichkeit durch die schweren und sich lang hinziehenden Schnellen von Kalagwa zu bugsieren, die wir in der Frühe des l. Mai durchführen mußten. Da sich der Fluß hier durch klippenreiche Inseln windet, so sind die Schnellen besonders reißend und werden sehr gefürchtet. Jedes Boot nahm also aus den benachbarten Dörfern