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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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der Ufer auf und Baumsteppe tritt an seine Stelle. Bis dahin wird die grüne Mauer, die den Fluß einfaßt, nur von recht zahlreichen mensch­lichen Ansiedlungen und selten von Grasebenen kleineren Umfanges unter­brochen, die wohl periodischen Überschwemmungen ihr Dasein verdanken. Sie wurden von uns stets eifrig mit dem Glase abgesucht, in der Hoffnung, irgendein Stück Wild darauf zu entdecken. Und in der Tat ge­wahrten wir hin und wieder mittelgroße, rote Antilopen und einmal sogar den Uopf eines Elefanten, der träumerisch mit den mächtigen Ghren klappte. In derselben Gegend, kurz vor der Kasai-Mündung, wird auch die Fluß­fauna reichhaltiger. Krokodile und Flußpferde waren uns auf dem Kongo bisher nicht begegnet, hier präsentierten sie sich in recht erheblicher Menge. Auch Pelikane, Flamingos und Schreiseeadler belebten den Fluß und sehr ergötzlich war es, auf einer der flachen, fahlen und kahlen Sandbänke ein langgestrecktes Krokodil, einige hochbeinige Flamingos und ein paar Pelikane stillebengleich vereinigt zu sehen, und keinem fiel es ein, sich in seinem Schlafe oder seinen Träumen durch das vorbeigleitende Schiff auch nur im geringsten stören zu lassen.

Der Verkehr auf dem oberen Kongo und den unteren Läufen seiner großen Nebenflüsse wird bis jetzt ausschließlich durch die Flotte des Frei­staats aufrecht erhalten. Privatdampser befinden sich nur in dem Besitz der konzessionierten Handelsgesellschaften und einiger Missionsstationen und kamen bisher für den Verkehr noch nicht in Betracht. Die Flotte zählt etwa 45 Dampfboote von 35500 Tons Naumgehalt. Die drei größten dienen hauptsächlich dem Frachtverkehr. Der zweitgrößte Typ, den unsereFlandre" und zwei Schwesterschiffe vorstellten, hat l50 Tons und ist in erster Linie für Passagiere bestimmt. Dann folgen verschiedene andere Typen und Größen, bis zu 35 Tons herunter. Alle l4 Tage verläßt je ein Dampfer Stanleyville und Leopoldville, und zwar abwechselnd ein größerer und ein kleinerer. Die Strecke von Leopoldville nach Stanleyville wird fahrplanmäßig in etwa drei Wochen Zurückgelegt. In umgekehrter Nichtung, stromabwärts, gebraucht man 14 Tage. Wir hatten, weil wir nirgends Ladung nahmen, nur 11 Tage dazu nötig.

Wiederholt begegneten wir im Laufe unserer Fahrt stromaufwärts fahrenden Schiffen, die nicht alle so komfortabel schienen wie unsere Flandre". Weil es dem Staat bei der Beförderung seiner Waren und Agenten weniger auf Geschwindigkeit als auf Sparsamkeit ankommt und die Dampfer