kaum drei Stunden Brazzaville wieder und trafen nach kurzer Fahrt über den Pool bald nach Mittag in Leopoldville ein.
Die Bedeutung dieser Stadt als Ausgangspunkt der Schiffahrt zum oberen Kongo, Haupthandelsplatz des Innern und Sitz einer höheren Verwaltungsbehörde, äußert sich schon aus der Ferne durch ihre große Ausdehnung aus dem höhenzuge am südlichen Ufer des Pools. Am Kai herrschte reges Leben. Line ganze Anzahl Kongo-Dampfer aller Größen hatte festgemacht. Mehrere lagen zu Reparatur- und Reinigungszwecken auf der Werft, hier werden auch die Dampfer aus den in Europa gegossenen Lisen- platten zusammengesetzt und vom Stapel gelassen. Unmittelbar am Uai liegt der Bahnhof, der Endpunkt der Eisenbahn Matadi—Leopoldville, welche die gewaltigen Livingstone-Fälle des Kongo umgeht und diese Strecke seines Laufes abschneidet. Der Lhes des Distrikts und der Garnisonkommandant erschienen zur Begrüßung aus der „Flandre" und überbrachten uns Briefe und Zeitungen aus Europa, die immer Freude erregten. Der Nachmittag war zu einem Spaziergang durch die Stadt bestimmt. Bemerkenswert schien uns aus unserm Nundgang die große Anzahl von Faktoreien, die hier, wie es scheint, florieren. Während unserer bisherigen Reise im Rongostaat hatten wir den Privathandel stets vermißt. Der Staat ist dort der einzige handeltreibende, insofern er die Wünsche der Eingeborenen nach Stoffen, perlen usw. mittels Tauschartikel befriedigt. Die Straßen und Häuser Leopoldvilles sind durchweg sauber und hübsch. Kokospalmenalleen und Gartenanlagen heben noch den Gesamteindruck. Einen bevorzugten Platz auf einem die Stadt überragenden Hügel hat das von erfahrenen Tropenärzten geleitete Hospital. Die Schlafkrankheit steht auch hier im Mittelpunkt des Interesses. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren Fälle von Trppanosomiasis bei Weißen noch so gut wie unbekannt. Leider häufen sie sich neuerdings mehr und mehr, und der leitende Arzt in Leopoldville berichtete, daß jetzt fast allmonatlich ein mit Schlafkrankheit behafteter Europäer den Kongo abwärts kommt.
Für die Fahrt von Leopoldville nach Matadi hatte uns die Regierung in liebenswürdiger Zuvorkommenheit einen aus drei Wagen bestehenden Extrazug gestellt, der Leopoldville am 25. früh gegen 8 Uhr verließ. Die Bahn hat 80 ein Spurweite. Die Wagen sind teils offen, teils geschlossen. Letztere, für europäische Reisende bestimmt, enthalten l2 durch kleine Klapptische getrennte Lehnsessel. Zu den Freuden des Lebens gehört die Fahrt in einem solchen Wagen nicht. (Öffnet man die Fenster auch nur handbreit,