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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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so benimmt einem der überaus reichliche Oualm und Staub den Atem, und schließt man sie, so fühlt man sich bald wie in einem türkischen Bade. So war unser anfängliches Entzücken über die erste Lisenbahnfahrt schnell ver­flogen, und eine stattliche Anzahl Vier- und Sodawasserflaschen mußte über die körperlichen und ein großer Stoßneuer" deutscher Zeitungen, über die geistigen Beschwerden dieser Fahrt hinweghelfen. Denn auch land­schaftlich hielt die Reise nicht, was sie versprach, gemäß den enthusiastischen Schilderungen kongolesischer Beamter, die etwas Alpenbahnähnliches vermuten ließen. In der ziemlich reizlosen Landschaft wechselten Rulturländereien, Elefantengrassteppe und kleinere Waldgebiete ab. Alles das aber, was die Fahrt mit der Uganda-Bahn so reizvoll macht, unübersehbar weite, von Wild bedeckte Ebenen, wilde Schluchten und üppige Bergwälder, ließ dieser Teil der Reise völlig vermissen. Räch neunstündiger Fahrt entstiegen wir dem Zuge, um in Thpsville, das die 480 Km lange Strecke MatadiLeopold- ville in annähernd zwei Hälften teilt, die Nacht zu verbringen. In einem der Bahngesellschaft gehörige^ ausgezeichneten Hotel bezogen wir Ouartier. Die Station liegt 740 m über dem Meere und nahezu 600 m über Leopold- ville, was sich in sehr angenehmer Weise durch die Frische der Temperatur bemerkbar macht. Deshalb wird sie von Erholungsbedürftigen aus Leopold- ville und Matadi gern besucht. Am nächsten Morgen, bald nach 6 Uhr, erfolgte die Weiterfahrt. Die Szenerie unterschied sich zunächst wenig von der des vorigen Tages. Vielleicht war die Steigung anfangs etwas höher, und dafür ging es gegen Ende umso steiler bergab, aber wirklich interessant wurde die Fahrt erst in ihren letzten Stunden. Die Anlage und Ausführung dieser Bahnstrecke ist bewundernswert. Mit augenfälligem Geschick hat es der Ingenieur verstanden, durch zahlreiche Serpentinen besonders große Höhenunterschiede auszugleichen. Trotzdem Tunnel fehlen und größere Brückenbauten auf der ganzen Strecke nur selten erforderlich waren, blieben genug andere arge Schwierigkeiten zu überwinden übrig. Der Bahndamm selber ist überall in musterhafter Ordnung. Der Dienst in den Zügen einschließ­lich der Führung der Lokomotive und der Beaufsichtigung und Reparatur der Strecke liegt ausschließlich in den Händen von Schwarzen, die ihren Dienst mit der Geschicklichkeit von Europäern versehen. Rurz vor Matadi senkt sich die Lahn in ziemlich starkem Gefälle zum Rongo hinab - sie überschreitet mehrere reißende Gebirgsbäche und tiefe Schluchten. An steilen Abhängen ging es in langen Windungen entlang, drei bis vier Serpentinen folgten einige