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Die gegenwärtigen Transport- und Kommunikationsmittel Egyptens : mit Beziehung auf die beantragte Durchstechung der Landenge von Suez / Alois Negrelli
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obschon meistens durch Italiener betrieben und von italienischen Camerieri bedient, das englische Element entschieden vor. Von Station 8 bis Station 11 ist der geebnete Grund der Wüste ziemlich fest, und daher auch gut angefahren. Auch die Niveauverhältnisse der Straße sind bisher sehr mäßig, indem sie 3 zu 100 niemals übersteigen, ja vielmehr zum größten Theil eben sind. Von Station 11 bis Station 12 steigt hingegen die Straße sehr empfindlich und auf eine lange Strecke, und ist überdieß auf sandigem Grund aus­geebnet, was ihre Befahrung sehr beschwerlich macht. Von Station 12 an fällt dann die Straße ebenso empfindlich gegen Station 13, und folgt bis Fort Argerut dem trockenen Rinnsal eines Wildbaches, welcher zur Zeit heftiger Gewitter, was indessen sehr selten eintrifft, aus den tiefen Schluchten des Gebirges Attaka stürzt. Gegen­wärtig nimmt er seinen Lauf gegen den Golf von Suez in ganz südlicher Richtung und mündet ungefähr in einer Entfernung von 3000° westlich von Suez in das Rothe Meer. Dieser Wildbach hat ganz das Aussehen unserer Gebirgsbäche und hat vor undenklichen Zeiten einen mächtigen Schuttkegel angehäuft, dessen leichteres Geschiebe, größtentheils aus Schlamm bestehend, bis zur Stelle des Rothen Meeres, wo dereinst Moses dasselbe durchwatete, vordrang und dasselbe nach und nach von dem Becken des Bittersees abtrennte. Gleich beim Austreten aus der Schlucht bemerkt man in dem Rinnsale dieses Wild­baches gewaltiges Gerölle von verschiedenen Steingattungen, wobei jedoch der Kalk vorherrschend ist. Nach und nach wird das Gerölle immer kleiner, gestaltet sich dann zu Schotter und später zu Sand und der Wildbach vermag, wie gesagt, den Schlamm nur bisweilen bis zum Rothen Meere vorzuschieben. Dieses geschieht aber äußerst selten, weil in der Gegend von Suez oft mehrere Jahre hintereinander kein Tropfen Regen fällt, und tritt irgend einmal Regen ein, so ist er selten so stark, daß die Wir­kung des Wildbaches bis in das Meer fühlbar wäre. Von der Poststation Nr. 14 bis Suez ist die Straße auf ausgetrockneten Abla­gerungen obigen Wildbaches ausgeebnet und gut fahrbar. Auf der ganzen Straßenstrecke von Cairo bis Suez kommt keine einzige Brücke, ja nicht einmal ein Durchlaß vor, weil an keiner Stelle Wasser vorkommt und weil das seltene, oft jahrelang ausbleibende Regenwasser durch die Seitengräben in die Niederungen, zuweilen wohl auch momentan über die Straße den Abfluß findet. Zum Gebrauche in den 15 Posthäusern und zur Tränkung der Pferde muß das Wasser aus dem Nil bei Cairo bezogen werden, und wird in Fässern mittelst Wägen verführt. Mit Ausnahme der Posthäuser und Stallungen kommt sonst auf der ganzen Strecke kein einziges Gebäude vor. Nur der 14. Station gegenüber ist das kleine Fort Agerut vorhanden, welches gut konservirt und besezt ist. Von Station 5 bis Station 13 durchläuft die Straße eine Art wüste, zwischen den Gebirgszügen Giaffra und Gebel Avebel, dann Amat Anesan, Mechube, Waban und den Ausläufern des Attaka eingeschlossene Thalebene, starr und öde, und jeder Vegetation entblößt.