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Die gegenwärtigen Transport- und Kommunikationsmittel Egyptens : mit Beziehung auf die beantragte Durchstechung der Landenge von Suez / Alois Negrelli
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Auf der ganzen Strecke von Cairo bis Suez kommen nur fünf bis sechs einzeln stehende, in ihrer Entfaltung verkümmerte kleine Bäumchen, sonst aber kein Strauch kein Gras, ja kein Blümchen vor, doch haben unweit der Station 10 zur Zeit der Durchreise der Kommission einige Rebhühner der Wüste auf Abfällen von der Straße geweidet. An dieser Stelle hatte auch zu jener Zeit ein wandernder Beduinenstamm sein Lager aufgeschlagen. In einer so gestalteten Wüste hatte der frühere Vizekönig von Egypten, Abbas=Pascha, mit großen Kosten eine großartige Residenz mit sehr aus­gedehnten Nebengebäuden und Kasernen am Kamme des Giaffragebirges bei Dar el Beida, der Station 8 nördlich gegenüber, herstellen lassen, deren Zweck kein Mensch sich erklären konnte, da nur die Tränkung eines einzigen Pferdes auf sieben Piaster täglich zu stehen kam, und keine schöne Gegend, kein Grashalm, keine Blume das Auge erfreute, kein Baum seinen Schatten zur Erquickung gegen die Tageshize spenden konnte. Doch kaum hatte der Vizekönig zu athmen aufgehört, als auch alle weiteren Arbeiten eingestellt wurden, und nun steht diese große Anlage, noch vor ihrer Vollendung, öde und verlassen da, und wird wohl bald nur zu einem großen Schutthaufen zusammenbrechen, da die Beduinen das unbewachte Anwesen jeder Bei­gabe von Holz oder Eisen berauben und dadurch den Verwüstungen der Zeit vorgreifen. Die zwischen Cairo und Suez verkehrenden, der sogenannten Transitgesellschaft gehörenden Fuhrwerke bestehen aus vierrädrigen Omnibus zu 12 Pläzen, und aus zweirädrigen Fourgons, welche mit 4 Pferden bespannt sind und so rasch befördert werden, daß die ganze Strecke binnen 12 Stunden zurückgelegt wird. Beide Gattun­gen Fuhrwerke sind sehr stark gebaut, denn sonst würden sie den durch die Löcher, welche hie und da auf der Straße entstehen und von Niemanden reparirt werden, veranlaßten Stößen zum Opfer fallen. Diese Fuhrwerke sind aber nur zum Transporte von Reisenden und Schnell­waren bestimmt, denn der eigentliche allgemeine Warentransport findet noch immer mittelst der Kameele Statt, welche den Weg durch die Wüste zwischen Cairo und Suez gewöhnlich in drei Tagen zurücklegen. Und solchen Kameelzügen begegnet man allent­halben, sowie man dieselben auch die Wüste nach allen Richtungen durchschneiden sieht. Geräuschlos und geduldig schreitet das bis zum Bersten überladene Thier neben den lärmenden und ewig zankenden Arabern einher, und nur während des Aufladens wendet es seinen langen Hals blöckend gegen die Peiniger hin, gleichsam als ob es betheuern wollte, daß die ihm zugemuthete Last seine Kräfte übersteige. Allein das Blöcken hilft ihm nicht viel, denn sobald die Ladung vollbracht ist, wird das eine Ka­meel an das andere gebunden, und fort muß es; doch deuten die unzähligen, die Route kennzeichnenden, sonnengebleichten Kameelgerippe schlagend darauf hin, daß das Blö­cken wohl begründet, und nicht bloße Poltronerie war. Während unserer Reise von Cairo nach Suez haben wir nicht weniger als drei ganz frisch gefallene Kameele auf der Straße liegen gesehen, und unzählig waren die Aeser, die während der Nacht vom Gethiere der Wüste halbzerfressen, nicht nur die schon genug wüsteermüdeten Sehor­gane, sondern auch die Geruchsorgane sehr unangenehm berührten. Esel und Pferde, außer den zur Förderung der Transitreisenden bestimmten, werden wegen erschwerter Fütterung wenig gebraucht.