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Die gegenwärtigen Transport- und Kommunikationsmittel Egyptens : mit Beziehung auf die beantragte Durchstechung der Landenge von Suez / Alois Negrelli
Entstehung
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begreift, wie der Fellah zur Heimführung des Feldsegens das genügsame und schweig­same Kameel vorzieht.Schifffahrt auf dem Nil.Die Hauptader des Verkehrs Egyptens im Innern des Landes bildete indessenvon jeher, und bildet noch zur Stunde der Nil, vom Mittelländischen Meere bisSennaar, wie überhaupt dieser mysteriöse, großartig schöne und wohlthätige Flußeigentlich das erste Lebenselement Egyptens bildet, indem außer dem Nil an fast keinerStelle süßes Wasser in hinreichender Menge vorkommt und der Regen so selten fällt,daß zur Zeit unseres Aufenthaltes in jenem Lande es ein Jahr und fünf Tage war,daß es in Cairo, und drei volle Jahre, daß es in Suez nicht geregnet hatte, und vomBerge Sinai vor einigen Jahren die ganze Bevölkerung nach Egypten auswandernmußte, weil während acht Jahren in jener Gegend kein Tropfen Regen gefallen,und jede sonstige Quelle ausgetrocknet war.Vom Mittelländischen Meere bis Assuan in Oberegypten wird der Nil mitDampfern und mit Barken, von Assuan und zwischen den Katarakten aufwärts nurmit Barken befahren. Die Dampfer gehören zum Theile der Regierung, welcheeine nicht unbeträchtliche Dampferflottille auf dem Nil unterhält, und zum Theile derTransitgesellschaft. Leztere wurden hauptsächlich zum Transport von Reisenden undWaren zwischen Cairo=Balak und Alexandrien vor der Entstehung der Eisenbahnverwendet, welche Einrichtung in Vergleich mit dem Landtransporte immerhin einFortschritt war.Die Dampfer sind von ganz gewöhnlicher Bauart, mit Schaufelrädern und mitallerlei Bestandtheilen alter, abgetakelter Dampfschiffe zusammengesezt. Sie sind eng­lischen Ursprungs. Die in Egypten selbst angefertigten Nilbarken, deren Zahl sichauf 8000 beläuft, sind von hinlänglich fester, aber ganz gewöhnlicher Bauart und miteinem, die größeren auch mit zwei lateinischen Segeln versehen.Die Form dieser lezten Schiffe ist genau die der alten Egyptier, wie man sie inden Tempeln noch abgebildet findet. Sie haben am Hintertheile eine gedeckte, hoch her­vorragende Kajüte, während der Vordertheil in eine stumpfe, gesenkte Spize aus­läuft. Sie sind aus Tamaris= oder Sontholz gebaut, und werden besonders jene derFellahs in der Art überladen, daß die Wände mit einem Aufsaze von ein und zweiFuß Höhe umgeben werden müssen, um das Andringen des Wassers beim Wellen­schlag hintanzuhalten.Die Strecke des Nilflusses von Cairo abwärts ist, namentlich in der Richtungnach Alexandrien, sehr belebt, sowohl in der Berg=, als auch in der Thalfahrt, wäh­rend von Cairo aufwärts, gegen Oberegypten und Nubien zu, nur die Thalfahrt auf­fällt, indem durch diese große Massen Landesprodukte und Lebensmittel aller Art,woran Oberegypten reich ist, der großen Hauptstadt zugeführt werden.Man begegnet ganzen Reihen von Schiffen, welche, karavanenartig vereint, indieser Richtung fahren. Gewöhnlich sind diese Schiffe mit einem Knäuel kauernderMenschen, Schafe, Ochsen, Büffel, Geflügel aller Art, Melonen, Orangen, Manda­rinen und anderen Früchten, Getreide und Waren so überladen, daß man nicht begreift,