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Die gegenwärtigen Transport- und Kommunikationsmittel Egyptens : mit Beziehung auf die beantragte Durchstechung der Landenge von Suez / Alois Negrelli
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von Koseir. Die Form dieser Schiffe ist genau wie jene der Schiffe am Nilflusse,diejenige nämlich, wie sie vor 3000 und mehr Jahren vorwaltete, und an den Ueber­resten vergangener Größe abgebildet erscheint.Außerdem befand sich in Suez ein kleiner Dampfer, welcher den Verkehr zwischendem großen auf der Rhede von Suez vor Anker liegenden Ostindienfahrer und derStadt Suez vermittelte, nebst einigen kleineren Barken.Die Landenge von Suez.Aus dem bisher Gesagten geht hervor, daß die Kommunikationsmittel in Egyp­ten im Ganzen noch sehr mangelhaft sind, und daß die Eisenbahn, welche binnenwenigen Monaten Alexandrien über Cairo mit Suez verbinden wird, nur denVerkehr zwischen diesen drei wichtigen Städten und zugleich den Transport vonReisenden und Waren von und nach Ostindien vermitteln wird. Auf das übrigeLand, und namentlich auf die Belebung der Küstenfahrt, sowie auf den Export derLandesprodukte Egyptens, welcher vermöge der Lage und Beschaffenheit des produk­tiven Landes größtentheils auf den Wasserweg angewiesen ist, wird sie wenig oderkeinen Einfluß ausüben. Durch den Bau dieser Eisenbahn, so nüzlich als er auch anund für sich ist, wird keine Handbreit von dem überaus ergiebigen Boden fruchtbargemacht, und für den großen Welthandel wird sie darum nicht ausreichen, weil dieserdas mit Zeitverlust und Kosten verbundene Umladen der Waren wegen einer kurzenLandfahrt nicht verträgt.Die Verbindung der beiden Meere mittelst eines maritimen Kanals ist demnachsowohl für die Entfaltung des Welthandels durch Abkürzung des Weges zwischen Eu­ropa und den am indischen Ozean gelegenen reichen Ländern der alten Welt, als auchfür die Belebung der Küstenfahrt Egyptens, verbunden mit dem Aufblühen der innernWohlfahrt dieses gesegneten Landes, eine unbestreitbare Nothwendigkeit; denn mitder Ausführung des großen Kanals geht die Herstellung eines Seitenkanals zur innernVerbindung mit dem Nil, und als Folge davon die Wiederbefruchtung der vormalsso ergiebigen Terra von Gessen und der ganzen Thalfläche zwischen Suez und Pelu­sium Hand in Hand.Obschon über diesen wichtigen Gegenstand, soweit die Geschichte reicht, schonsehr viel geschrieben und verschiedenen Muthmaßungen rücksichtlich der einstmaligenLage der beiden Meere in der Landenge von Suez Raum gegeben wurde, so glaubenwir doch, gestüzt auf mehrjährige Studien und auf die Vergleichung derselben mitdem Terrain an Ort und Stelle, Anspruch auf eine Meinungsäußerung machen zudürfen, zumal die Meisten der in jüngster Zeit über diesen Gegenstand veröffentlichtenAnsichten und Anträge auf einer irrigen Auffassung des Gegenstandes aus der Ferneoder auf ungenügenden und unzusammenhängenden Erhebungen zu beruhen scheinen.Unserer Ansicht und Erfahrungen nach ist es immer, und in jedem Lande schwer, jafast unthunlich, eine richtige Idee über die Durchführung eines Projektes, und na­mentlich von solcher Tragweite, ohne vorhergegangener Kenntnißnahme der Lokalität,zu fassen. Egypten ist aber überdies ein Land von solcher Beschaffenheit, daß einVergleich mit anderen und zumal mit europäischen Ländern ganz unstatthaft ist.