In Egypten gibt es nur zweierlei Bodengattungen: entweder die größte Fruchtbarkeit, oder die starre Wüste: Selbst die beste Humuserde, wenn außer dem Bereichedes Nilflusses gelegen, bringt, wegen Mangel an befruchtender Feuchtigkeit, auch nichteinen Grashalm hervor. Urgebirge gibt es in Egypten keine; der Granit kommt erstzu Assuan, an der Grenze Nubiens, zum Vorschein.Von Assuan abwärts findet sich nur Kalk, Sandstein und Molasse vor, und dasNilthal ist an beiden Seiten mittelst Gebirgszügen von diesen Steingattungen eingefaßt. Sie erheben sich bis zu einer Höhe von 600 bis 800 Fuß, laufen aber beiCairo in die flachere Wüste aus. Die gleiche Gebirgsformation wendet sich dannöstlich und verbindet sich mittelst der Kette von Gebel Amoun und Amat Anesan mitdem Gebel Attaka bei Suez, welche Kette dann eine südliche Richtung nimmt und daswestliche Ufer des Rothen Meeres bildet.Der Berg Attaka bei Suez ist der höchste Punkt dieser Gebirgskette und erreichtbei 1200 Fuß. Er ist durch tiefe Schluchten zerrissen, vor den meisten derselben habensich gegen die Thalfläche hin durch Ablagerungen mächtige Schuttkegel angehäuft.Sowohl dem Nil entlang, als auch am Attaka=Berge nimmt man verschiedenestufenweise Felsenlager wahr, welche, namentlich im Nilthal, mit dem Niveau desFlusses sonst parallel laufen, während am Attaka=Gebirge die Felsenlagerung eineganz verworrene ist.Ueber der kahlen Oberfläche dieser ganz zerrissenen öden Gebirgskette ist eineLage schwarzen Gesteins sichtbar, welches der Lava ganz ähnlich ist, offenbar flüssigwar, und dem Sandstein und der Molasse gleichsam als Ueberzug dient. DieserStein ist sehr hart und kommt in den Schuttkegeln der Schluchten mit Kalk undSandsteinfindlingen sehr häufig zum Vorschein. An manchen Stellen hängt dieserSteinüberzug wie ein gigantischer Schleier über theilweise abgebröckelte Felsenmassenherab. Nördlich von Gebel Amoun und von Attaka erhebt sich in gleicher Richtungder Gebel Awebet, welcher westlich bei Dar el Beida und Giaffra gegen Cairo undden Nil, und östlich gegen Suez und das Rothe Meer bei Poststation Nr. 13 in dieEbene ausläuft. Noch etwas nordöstlicher folgt Gebel Almet Taher und GebelGénéffé von gleicher Formation, aber bedeutend niedriger als der Attaka und derAwebet. Der Gebel Almet Taher und Généffé bilden die lezte Stufe des egyptischenGebirges gegen den Golf von Pelusium. Es folgt demselben eine Menge von Sandhügeln, deren Reihen von Ost nach West gerichtet sind, und bei Ras el Balläh,Tel Dafine und bei Saltich in die Ebene des Sees Menzalé auslaufen. Das Gebietdes Sees Menzalé reicht weit in das Hügelland hinein, und dringt bis Ras el Ballähgegen 2 Meilen vom See Timsah entfernt vor. Oestlich von Suez ist fast die gleicheTerrain=Beschaffenheit sichtbar. Zuerst kommt eine weite, öde Ebene, dann Hügellandaus gelbem Sand, und endlich die Gebirgskette Arabiens, welche von Süd nachNord in fast paralleler Richtung mit der Kette des Attaka zieht. Im Thalweg zwischendiesen zwei Gebirgszügen befindet sich das Rothe Meer, dessen nördliches Ende ungefähr¾ Meilen und zur Zeit größerer Fluth sogar 2 bis 3 Meilen jenseit Suez reicht.Der gleiche Thalweg, den zur Stunde das Rothe Meer südlich von Suez einnimmt, erstreckt sich sichtbar zwischen den Ausläufern obiger Gebirgszüge auch weiter
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Die gegenwärtigen Transport- und Kommunikationsmittel Egyptens : mit Beziehung auf die beantragte Durchstechung der Landenge von Suez / Alois Negrelli
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