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Die gegenwärtigen Transport- und Kommunikationsmittel Egyptens : mit Beziehung auf die beantragte Durchstechung der Landenge von Suez / Alois Negrelli
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nördlich, und das große Becken des Salzsees El Maräh, welcher 18 bis 20 Fuß tieferliegt als das Rothe Meer bei Suez, und bis zum Serapeum Arsinoe reicht, hat dereinstoffenbar zum Rothen Meere gehört.Beweis dafür ist nicht nur die Formation der den Thalweg umziehenden Höhen­züge oder deren Ausläufer, sondern auch die erstaunliche Menge Conchylien, welchenach erfolgter Austrocknung dieses gewaltsam getrennten Theiles des Rothen Meeresden vormaligen Meeresgrund bedecken, und mit den zur Zeit im Rothen Meere vor­kommenden Conchylien identisch sind. Wie jene gewaltsame Trennung erfolgt seindürfte, werden wir später darzulegen versuchen. In den tieferen Lagen diesesMeerbeckens befindet sich ein 6 bis 9 Fuß mächtiges krystallisirtes Salzlager und dieganze Oberfläche des großen Beckens ist mit einer dicken Salzkruste überzogen, welchedie Begehung desselben sehr mühsam und beschwerlich macht.Von Suez bis zum Serapeum Arsinoe kommt in der Thalfläche kein Sandvor. Von Serapeum bis Shek=Anedek am Timsahsee, ungefähr Meilen, gewahrtman vereinzelnte Sanddünen, doch ist die Thonerde vorherrschend. Shek=Anedek, wieüberhaupt die ganze Umgebung des Timsah=Sees, besteht hingegen hauptsächlich ausSand in der Oberfläche, und die unteren Schichten sind mit Mergel und mit Tegel­lagern gemengt. An den Stellen, wo der Tegel vorherrscht, haben sich lose Verstei­nerungen in Gestalt von Conglomeraten gebildet, welche jedoch keine zusammenhän­gende Felsenlager darstellen; sie sind vielmehr durch Sand, Mergel und Kieslagerdurchzogen. In der Mitte dieses Sees, dessen Grund ebenfalls um 18 bis 20 Fuß tieferals das Niveau beider Meere liegt, befindet sich eine ganz freistehende Erhöhung inGestalt einer Insel, von welcher aus der ganze Umfang des Sees beobachtet werdenkann. Zur Zeit größerer Wasserstände dehnt sich die Nilüberschwemmung durch dieOuadée Tumilat bis zum Timsah=See aus, dessen Becken somit gefüllt wird; dochereignet sich dieser Fall nur selten, daher war zur Zeit unserer Anwesenheit in Shek=­Anedek der Seegrund in seiner größten Ausdehnung trocken. Nur der tiefer liegendewestliche Theil des Sees war mit Wasser überzogen; doch ist dieses Wasser nichttrinkbar. Da der See Menzalé und somit das Meerwasser bisweilen bis Ras elBalläh, gegen Meilen vom Timsah=See, vordringt, und da liegen bleibt, so liegtdie Vermuthung nahe, daß dieses Wasser unter den Sandhügeln durchdringt, welchedie beiden Seen von einander scheiden. Von Ras el Balläh bis zum MittelländischenMeere kommt nur Seeniederschlag und abgelagerter, mit Muscheln vermengterNilschlamm vor, und die ganze prachtvolle, aber durchaus öde und wüst liegendeEbene von Tineh und Pelusium ist durch die gleichen Ablagerungen gebildet. Obschondas Nilwasser nur selten und zuweilen in zwanzig Jahren nur einmal den Timsah­See erreicht, so verbreitet es im Bereich seines Laufes die üppigste Vegetation, welchesich lange Zeit erhält und immer kräftiger wird, je öfter sie vom befruchtenden Wasserbefeuchtet wird. Der Mannabaum kommt in dieser Gegend sehr häufig vor, undstand zu Ende Dezember v. J. in voller, duftiger Blüte. Doch waren viele Stämmeund Gesträuche abgestanden, weil ihre Wurzeln wahrscheinlich nicht so tief imBoden eingegriffen, und zu lange schon die Wohlthat der Befruchtung mit Nilwasserentbehrt hatten.