Dokument 
Der Suez-Canal und die Zukunft des directen oesterreichisch-ostindischen Handels / von Victor von Kalchberg
Entstehung
Seite
10
Einzelbild herunterladen

10

Hier möge noch gestattet sein zu bemerken, dass die Dampfer­frachtsätze, welche gegenwärtig auf der Route über Suez bei Benü­tzung der Eisenbahn Suez-Alexandrien gefordert werden, zwar be­deutend höher sind als die oben gefundenen Minimalkosten des Dampfertransportes selbst nach Hinzurechnung eines 12%-igen Rhedergewinnes, dass sich dieselben aber nach Eröffnung des Suez- Canales viel niedriger stellen werden.

Ritter von Scherzer berichtet am 13. Februar 1869 aus Bom­bay (Austria Nr. 14), die Fracht von Bombay nach Triest, inclusive des Umladens in Suez und Alexandrien und der Eisenbahn über den Isthmus betrage selten weniger als 6 £. Sterling per Messtonne Baumwolle von 2240 Pfd., und dermalen sogar 78 £., fügt aber bei, dass diese Fracht durch Benützung des Canales fast um die Hälfte würde ermässigt werden können. Wenn man die Kosten der Passage des Suez-Canales mit jenen des Transportes auf der Eisen­bahn vergleicht, so erscheint die Erwartung eines beträchtlichen Sinkens der Transportkosten nicht unbegründet. Die Eisenbahn­fracht von Suez nach Alexandrien, einschliesslich der Umladegebühr vom Schiffe auf die Bahn und umgekehrt, kostet gegenwärtig per Tonne Baumwolle 46 sh. = 23 fl. 46 kr. Bringen wir nun die durch Benützung der Bahn entstandenen Kosten im Betrage von 23 fl. 46 kr. von der ganzen Summe der thatsächlich bisher höchsten Trans­portkosten von Bombay bis Triest von 8 £. = 81 fl. 20 kr. in Abzug, so verbleiben 57 fl. 74 kr.; die Passagegebühr mit 4 fl. hinzugerechnet, ergibt sich der Betrag von 61 fl. 74 kr., oder 6 £ 1 sh. als jener der höchsten Kosten des Baumwolltrans- portes von Bombay durch den Suez-Canal nach Triest. Dieser muth- masslich höchsten Dampferfracht wird aber kaum, wie wir Eingangs, um allem Optimismus ferne zu bleiben, als möglich angenommen haben, jemals die niedrigste Segelfracht auf der Route um das Cap gegenüberstehen. Denn es ist evident, dass diejenigen Verhältnisse, welche auf das Steigen und Fallen der Frachtpreise aus Indien nach Europa überhaupt ein wirken, ihren Einfluss im Grossen und Ganzen auf die Transportkosten mittelst Seglern oder Dampfern, auf der einen oder anderen Linie gleichmässig ausüben müssen; es wird daher in der Regel die theuerste Dampfschifffracht via Suez auch mit der theuersten Seglerfracht via Cap Zusammentreffen, nicht aber mit der billigsten. Es kann sich allerdings ereignen, dass durch eine