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Der Suez-Canal und die Zukunft des directen oesterreichisch-ostindischen Handels / von Victor von Kalchberg
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endet sein werden. Wenn ausserdem eine Bahn von Conegliano ins Pusterthal, wie projectirt, zustande kömmt, welche eine bedeutende Abkürzung der Strecke Venedig-München bilden würde, so kann uns in Venedig, da es auch bezüglich des Seeweges nicht im Nach­theile ist, ein für den überseeischen Handel nach und von Baiern und der Schweiz nicht zu unterschätzender Kivale entstehen. Diese Kivalität ist nur so lange nicht gefährlich, als die Hafen Verhält­nisse in Venedig die alten ungünstigen bleiben. Die Kosten des Aus­ladens der Waaren mittelst Lichterschiffen sind aber einstweilen nicht so bedeutend, dass sie den Vortheil des kürzeren Landtrans­portes wieder zu niclite machen; Wenn die Kosten dieser Operation in Venedig, wo grosse Schiffe aber noch weiter von der Eisenbahn­station Anker werfen müssen als in Triest, dieselben sind, wie im letztgenannten Hafen, wenn das Schiff an keinem Molo Platz fand, also mindestens etwa 15 kr. pr. Ctr., so kömmt diese Auslage gerade der Verlängerung der Eisenbahnfahrt um 15 Meilen ä 1 kr. gleich.

Für den Verkehr der Schweiz mit überseeischen Producten und die Ausfuhr der Landeserzeugnisse nach Indien etc. ist für die nächste Zeit Venedig am günstigsten situirt; von dort her haben die Waaren, wenn die Bahn Innsbruck-Feldkirch über den Arlberg gebaut sein wird, bis Zürich nur eine Strecke von 92 Meilen zu durchlaufen, während die Entfernung Triest-Zürich unter der glei­chen Bedingung und der ferneren Voraussetzung des Bahnbaues über den Predil und von Villach nach Brixen 105 Meilen betragen wird. Diese kleine Differenz liesse sich allerdings bei einiger An­strengung zu Gunsten Triests ausgleichen; es tritt aber noch die Concurrenz Genuas und Marseiile^ hinzu. Genua wird nach Ausbau der noch fehlenden kleinen Strecke über den Mont-Cenis mit Zürich durch einen Schienenstrang in der Länge von 100 Meilen, kömmt aber, wie wahrscheinlich, der Bau der St. Gotthard-Bahn zu Stande, von nur 60 Meilen in Verbindung gesetzt sein.

Marseille ist schon gegenwärtig nur um circa 5 Meilen weiter von Zürich entfernt, als Triest nach dem Zustandekommen aller drei wünschenswerten Bahnen.

Die Aussicht Triests, einen Theil des Verkehres der Schweiz mit den Ländern am Isthmus und jenseits desselben zn vermitteln, wäre also nicht sehr hoch anzuschlagen, wenn Tiiest nicht die kür­zere Seeverbindung, namentlich gegen Marseille, und der Umstand