Heft 
2 (1898) Heft 5-6
Seite
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Unterbrechung, nur mit dem Unterschiede, dass jede Oscillation seines Ankerhebels das Rad R um einen Zahn weiter dreht und so durch die mit dem Rade fest ver­bundenen Hebedaumen D bei einer gan­zen Umdrehung zwei Schläge des Ham­mers auf die Glocke mit beträchtlicher Hubhöhe veranlasst. Am Ende eines Rad­umlaufes führt der Stift g den Hebel G c in seine Anfangsposition zurück und schal­tet die Localbatterie aus, unter gleichzei­tiger Wiederherstellung der Verbindung zwischen Linie nnd Erde.

(Fortsetzung folgt.)

Der Telegraphen-Apparat Bergmüller.

(Fortsetzung.)

Aus dem Gesagten ergeben sich vier Hauptvortheile des Telegraphen Berg­müller, nämlich: 1. Eine so leichte Hand­habung, dass keine Person, so ungeübt sie auch sein mag (wenn sie nur lesen kann), verlegen sein wird, den Telegraphen zu benützen; 2. die Schnelligkeit der Ueber- tragung der Depeschen; 3. die Gewiss­heit, welche dem Absender von dem An­langen seiner Depesche am Bestimmungs­orte wird; 4. die Unmöglichkeit einer Ver­wirrung zweier gleichzeitig aufgegebenen Depeschen, indem ein sehr einfacher Me­chanismus verhindert, dass zwei oder meh­rere Apparate zugleich functioniren.

Die Erfindung dieses genialen Sy­stems macht ihrem Schöpfer die grösste Ehre; aber derselbe hätte das Ziel, wel­ches er sich gesetzt, nämlich der mensch­lichen Gesellschaft einen wirklichen Dienst zu leisten, verfehlt, wenn die Ausführung seines Telegraphen eine zu grosse Auslage erfordern würde. *') Dem ist jedoch nicht so. Eine einzige Leitung genügt, und die

*) Der Telegraph Bergmüller kostet circa 300 fl. ö. W.

galvanische Batterie erhält sich Monate lang ohne erneuert zu werden. Sie func- tionirt nur dann, wenn eine Taste berührt wird; sobald die Uebertragung stattge­funden hat, hört der galvanische Strom auf und die Batterie bleibt in Ruhe. Für die Centralstation ist ein Morse-Schreib- apparat mit Wecker nothwendig; es sind ohnedies, seit der Verwendung des Ilug- hesschen Telegraphen auf den Haupt­linien unseres Telegraphen-Netzes, eine grosse Zahl dieser Apparate ausser Ge­brauch gekommen, welche hier ihre ge­eignete Verwendung finden könnten.

Wir bemerken noch, dass der Me­chanismus nur wenig Raum einnimmt, weil der Apparat im Sockel eines Cande- labers und selbst in einer Mauerecke ein- geschlossen sein kann, und dass es keinen Ort gibt, wo er nicht sehr leicht und schnell anzubringen wäre.

Zur Seite des Bergmüllerschen Te­legraphen sieht man einen Wagen, wel­cher mit einer Winde versehen ist. Auf derselben ist ein Metallkabel von ansehn­licher Länge aufgerollt, welches man den Umständen entsprechend verlängern kann. Dieser Wagen vervollständigt das System.

Im Falle eines ernsteren Brandes und der Zerstörung der Leitungen eines Strassen-Telegraphen wäre es z. B. nütz­lich, den Unglücksort mit einer Kaserne oder dem Centralposten telegraphisch zu verbinden, um in beständiger Communi­cation zu bleiben. Der Telegraphenwagen erfüllt diesen Zweck, er bewegt sich, in­dem er das Kabel abrollt, und dadurch die Ausgangsstation mit der Ankunftsstation verbindet. Man kann auf diese Art in kur­zer Zeit eine telegraphische Verbindung zwischen einem Pompiersposten und einem brennenden Hause errichten.

Die Anwendung des von Herrn v. Bergmüller so geschickt entwickelten Pro- jectes würde in allen Ländern von Nutzen