Heft 
2 (1898) Heft 5-6
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sein, und es könnte je nach dem verschie­denen Zwecke, zu dem es verwendet wird, Detail-Modificationen erleiden. Wenn z. B. die Aufstellung eines Municipal-Telegra- phen auf öffentlichem Platze in einem Gas- candelaber oder an einer Hausecke mit Umständen verbunden wäre, so würde doch nichts die Aufstellung desselben in jedem Polizeibureau verhindern. Dies sind jedoch nur Nebensachen, die Anwendung des Princips an und für sich selbst em­pfiehlt sich in besonderer Weise der Auf­merksamkeit der Behörden,

Die Erfindung, mit welcher wir uns beschäftigen, scheint uns die glücklichste Lösung einer schwierigen Aufgabe, welche schon längst Gegenstand des Studiums war. Mehrere Versuche wurden in dieser Richtung gemacht. So haben seit dem Jahre 185S MM. Lelante, du Moncel und Paysant, welche die Sappeur-Pompiers der Stadt Caen commandirten, vorge­schlagen , das Hotel de Ville mit den Wohnungen der Sectionschefs in Verbin­dung zu bringen, damit bei Feuersbrün­sten die Schnelligkeit der Hilfe vermehrt werde. MM. Marqfoy und de Boissac haben ein ähnliches Project für die Stadt Bordeaux combinirt.

, Die Anwendung der Telegraphie zur Anzeige von Bränden besteht seit langer Zeit in Berlin, um die Bibliothek zu schützen. Diese ist durch eine Telegra­phenleitung mit mehreren benachbarten Posten, unter anderem mit dem Kriegs­ministerium verbunden, wo sich eine starke Infanteriewache befindet, welche der Minister dem Bibliothekar zur Verfü­gung gestellt hat.

Bei der Pariser Ausstellung wurde dasselbe Vorsichtssystem am Marsfelde mit vielem Erfolge angewendet. Die Hauptsectionen des Ausstellungsgebäudes, wo die Pompiers Wache hielten, waren mit den Posten der äusseren Gallerie und

mit der Kaserne der Militärschule in tele­graphische Verbindung gebracht.

Es ist hier noch eine sehr wichtige Bemerkung zu machen, welche die vor­trefflichen Vorth eile zeigt, die mit dem Telegraphen Bergmüller überhaupt bei den zahlreichen Feuersbrünsten erreicht werden könnten; der Thurmwächter, so wachsam und aufmerksam er auch sein mag, signalisirt kaum ein Drittel der in einem Jahre stattfindenden Feuersbrünste, er kann z. B. meistentheils nur Dach­brände und Schornsteinfeuer anzeigen, welch letztere selten gefährlich sind. Wir sprechen nicht von den grossen Feuers­brünsten, welche von Jedermann in der Nachbarschaft gesehen werden können, und die dann auch der Thürmer bemer­ken muss. Was die Brände im Keller, im Magazin oder überhaupt im Innern der Gebäude anbelangt, so können diese vom Thurmwächter nicht signalisirt werden, weil er sie gewöhnlich nicht sieht, oder er zeigt sie an, wenn das Feuer schon weit um sich gegriffen hat.

Unabhängig von den unzweifelhaften Vortheilen, welche der Telegraph Berg­müller sonach für den Dienst der Polizei und für die Sicherheit grosser Städte dar­bietet, würde dieser Telegraph noch die wichtigste Anwendung für den Militär­dienst finden, sei es in befestigten Plätzen, sei es bei den Armeen im Felde, wenn die Umstände den Erfolg von einer zur rech­ten Zeit angeordneten und ausgeführten Bewegung abhängig machen. Von wel­chem Nutzen wäre derselbe z. B. in den Bergwerken, wo sich so häufig Unfälle er­eignen, und wo schnelle Hilfeleistung so nothwendig ist.*) Es gibt keine Eisen­bahnlinie, wo derselbe nicht mit grossem

*) Diese Telegraphen werden soeben in den Bergwerken des Herrn Baron Jßothschild bei Ostrau in Mähren eingerichtet, wo sie sehr bald in Thä- tigkeit kommen werden.