Heft 
2 (1898) Heft 10-11
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gestatteten nicht seine Verarbeitung zu biegsamen Kabeln, wie sie bei Verwendung von Guttapercha erzeugt werden.

Dessenungeachtet wurde damit im Jahre 1855 zu Paris die erste unterirdische Telegraphen-Leitung in der Weise herge­stellt, dass man die Drähte am Boden eines Grabens spannte, und denselben mit Asphalt ausgoss, wodurch ein Asphalt­block entstand, in dessen Innern sich die Drähte von einander getrennt befanden.

Diese Linie arbeitete während der Dauer von fünf Jahren ohne Anstand, und wurde aus anderen Gründen, als wegen Unbrauch­barkeit aufgelassen.

Bei anderen Linien, welche man nach demselben Systeme errichtete, verminderte man aus Oekonomie die Dicke der isoli- renden Schichte, in Folge dessen dieselbe an Festigkeit einbüsste, und bei Boden­senkungen Risse bekam.

Uebrigens waren die Kosten für diese Leitungen verhältnissmässig hoch, und die Herstellung derselben mit bedeutendem Zeitaufwande verbunden.

Einige Jahre später versuchte man die Drähte durch Röhren von Asphalt zu ziehen; die häufigen Löthstellen, die Schwie­rigkeit, die Anstoss-Stellen gut zu ver- schliessen und der hohe Preis verhinderten jedoch deren weitere Anwendung.

Nachdem Dr. Lardy diese verschiede­nen Systeme für unterirdische Telegraphen- Leitungen studirt hatte, vereinigte er sich mit M. Alfred Jaloureau in Paris, um die Herstellung von Kabeln aus A.sphalt zu versuchen, welche folgenden Bedingungen entsprechen sollten:

1. Hinreichende Isolirung des Lei­tungs-Drahtes.

2. Genügende Dauer.

3. Grosse Biegsamkeit.

4. Geringer, den gewöhnlichen Lei­tungen thunlichst entsprechender Kosten­preis.

Die von Dr. Lardy hergestellten Kabel geben nun in Bezug auf diese Bedingungen folgende Resultate;

1. Isolirung. Durch spezielles Stu­dium des Asphaltes ist es gelungen, einen Grad der Isolirung zu erreichen, welcher dem der Guttapercha gleichkommt; es können überdiess nach Belieben Kabel von verschiedenen Isolirungsgraden angefertigt werden, was für den Fall von grosser Be­deutung sein wird, wenn sich die Ansicht mehrerer Fachmänner bestätigen sollte, dass eine geringere Isolirung, als die der Guttapercha, weil sie die Entladung des Kabels erleichtert, bei grösseren Ent­fernungen eine raschere Beförderung und mehr Sicherheit gestatten soll.

2. Dauerhaftigkeit. Niemand wird dem Asphalt diese vortheilhafte Eigen­schaft bestreiten. Die schon bestehenden Leitungen mit Asphalt-Isolirung liefern hiefür den Beweis, und Jedermann kann sich davon durch die Besichtigung der voll­kommen conservirten Stücke Asphalt über­zeugen, welche man in den Schweizer- Seen offenbar aus vorhistorischer Zeit stammend, gefunden hat.

Der seit einer sehr alten geologischen Epoche im Jura vergrabene Asphalt ist ebenfalls Zeuge der Unveränderlichkeit dieses Materiales.

Obwohl sich nun der Asphalt im Wasser und in der Erde unverändert er­hält, so wäre es doch möglich, dass er durch den Einfluss des Leuchtgases eine Verän­derung erleiden würde.

Dr. Lardy glaubt ein sicheres Mittel gefunden zu haben, ihn ohne grosse Kosten auch dagegen vollkommen zu sichern.

In Städten, wo in Folge von Nivelli- rungs- und anderen Arbeiten die Strassen häufig aufgewühlt werden, können Lardys Kabel unter geringer Preiserhöhung mit einer Armatur versehen werden, welche sie diessfalls vor jeder Gefahr schützt.