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sehen Correspondenz Englands mit Indien während der 9 ersten Monate des Jahres 1866 beweist die Wahrheit dieser Behaup­tungen. Während dieses Zeitraumes wur­den 22.886 Depeschen abgesendet, darun­ter 22.610 von Kaufleuten ode: Privaten, und 276 von der Regierung. Im Allge­meinen wurden dieselben auf der türki­schen Route befördert, auf welcher die mittlere Beförderungsdau.er 4 Tage 11 Stunden betrug; manchmal bedurften die Depeschen jedoch bis 23 Tage um zu uns zu gelangen. Auf der russischen Route war die mittlere Beförderungsdauer 10 Tage 3 Stunden, 5 Minuten: in gewissen Fällen bedurfte dieselbe nur 11 Stunden 10 Minuten. Aus diesen offiziellen Daten schiene hervorzugehen, dass die türkische Route durchschnittlich 2mal so schnell sei als die russische; doch wäre diese An­nahme ein Irrthum, denn seit dem Beginnp des Jahres hat die türkische Verwaltung Nichts gethan, um die Beförderung zu be­schleunigen, während Russland im Gegen- theil ohne Unterlass neue Verbesserungen bewerkstelligte. Wie man sieht, ist dieser Sachverhalt nichts weniger als zufrieden­stellend.

Das einzige Mittel, einen wirksamen und regelmässigen Telegraphendienst zu sichern, ist die Errichtung einer aus­schliesslich für die anglo-in drehe Corre- sponefenz bestimmten Linie. Dieser Wunsch kann jedoch nur dann in Erfüllung gehen, wenn die englische Regierung die Ange­legenheit entschlossen in die Hand nimmt.

M. Reuter hat es unternommen, ein unterseeisches Kabel zwischen-Eugland und der hannoveranischen Küste 'zu legen. Von dort müsste es von der preussischen Regie­rung bis. nach Berlin verlängert werden. Die Letztere ist sogar geneigt, einen be­sonderen Draht bis an die österreichische und einen anderen bis an die russische Grenze zu ziehen, wo derselbe mit der

Linie von Tiflis in Verbindung stehen würde Diese Linie, welche den Kaukasus zu übersetzen hat, würde jedoch Unter­brechungen unterworfen sein und desshalb weniger entsprechen, als die türkische Route,

Da die österreichische Regierung ohne Zweifel bereit ist, die Linie von der preussich-österreichischen bis zur türki­schen Grenze fortzuführen, so würde nichts erübrigen, als von der türkischen Regierung die Bewilligungzur Errichtung einer Linie durch ihre europäischen und asiatischen Länder bis Teheran zu erlangen. Auf diese Weise könnten die Nachrichten von Lon­don im Zeiträume von einigen Stunden nach Bombay gelangen. Mit diesem be­sonderen Drahte wären nur zwei oder drei Uebertelegraphirungen zwischen den bei­den Städten erforderlich, und man könnte, wenn man an den Uebertelegraphirungs- punkten englische Beamte (?) verwenden würde, der Richtigkeit des Depeschenin­haltes gewiss sein

,,M. Reuter ist bei der Pforte um die Bewilligung eingeschritten, eine Linie für die anglo-indische Correspondenz in der Türkei auf seine Kosten einzurichten.

Die Pforte lehnte jedoch diesen An­tragunter dem Voiwande ab, dass ihre Li­nien ganz gut im Stande sind, den an sie gestellten Anforderungen zu entsprechen. Nun denn! Wir fragen einen Jeden, der Telegramme aus der Türkei erhält, ob es ein einziges Land gibt, wo die Depeschen eine so grosse Verzögerung erleiden und wo die Beförderung mit so grosser Unre­gelmässigkeit geschieht. Die türkischen Linien sind schlecht und ihre Verwaltung ist noch schlechter. Unbegreiflich ist die geringe Sorgfalt, w eiche aufeine tele­graphische Verbindung verwendet wird, die für England von so vorzüglicher Wichtig­keit ist