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Bediensteten ausschliesslich für einen De­peschendienst zu unterhalten, dermit Rücksicht auf die für einen Stationsführer durchschnittlichentfallenden jährlichen De- pesehen-Zustellungsgebühren von 50 fl. oder 5 kr. pr. Depesche nicht mehr als 1000 angekommene und allenfalls eben so viele aufgegebene Telegramme in einem Jahre, d. i. 0 Telegramme in einem Tage umfasst; für einen Dienst, der bei einem Kostenaufwande von jährlichen 800 fl. selbst bei einem ganz ungeübten Manipulan­ten höchstens die Arbeit einer halben Stunde pr. Tag erheischt und den Dienst thuenden zur Unthätigkeit verurtheilt, während es in andern Abtheilungen des Telegraphen-Institutes an Arbeitskräften fehlt.

Da wir jedoch die Schattenseiten des Systems der Nebenstationen ohnehin schon genügend nachgewiesen zu haben glauben, so wollen wir von der nähern Entwicklung der weitern gegen dasselbe sprechenden Momente absehen und sofort jene Mittel andeuten, welche uns geeignet scheinen, die beklagten Uebelstände gründlich und zur allgemeinen Befriedigung zu beseitigen.

Diese Mittel nun, bezüglich deren wir uns durchaus nicht die Ehre der Erfindung vindiciren, sondern nur die öffentliche Aufmerksamkeit rege machen möchten, sind durch die Erfahrungen der ausländi­schen Telegraphen-Verwaltungen klar vor­gezeichnet.

So verwenden z. B. die englischen Telegraphen - Gesellschaften schon seit einer längeren Reihe von Jahren im Orte ansässige und nur eine geringe Bezahlung beanspruchende Frauen und Mädchen mit dem günstigsten finanziellen Ergebnisse zum ausübenden Telegraphendienste.

Die grossherzoglich-badische Tele­graphen-Verwaltung stellt bei allen kleine­ren Stationen Telegraphistinen an, wodurch sie nicht nur eine billige Verwaltung er­

zielt, sondern auch eine zweckmässige Be­schäftigung für das Frauengeschiecht ge­schaffen hat. Auch bei den norwegischen Telegraphen-Stationen befinden sich bei anerkanntem Kostenersparnisse Frauen in Verwendung, über deren Leistungen sich die Verwaltung sehr lobend ausspricht.

Der Dienst bei den belgischen Tele­graphen-Stationen wurde am Schlüsse des Jahres 1856 von 1244 Individuen besorgt, von denen nur 286 eigentlicheTelegraphen- ßeamte, die übrigen 958 Individuen aber theils Eleven, theils Post- und Eisenbahn­bedienstete waren, die den Depeschen-Ver­kehr nur nebenbei zu versehen hatten.

Von 640 Staats-Telegraphenstationen, welche die Preussische Verwaltung zu Anfang des Jahres 1867 besass, waren nur 194 mit eigentlichen Telegraphisten besetzt, die übrigen 446 aber mit der Post­anstalt vereinigt und von Postbeamten ver­waltet; gegenwärtig werden zur Besor- gungdes Telegraphendienstes seitens jener Verwaltung auch im Orte ansässige Per­sonen engagirt, die weder der Post noch andern Behörden als Beamte angehören.

Die Verwaltung der schweizerischen Telegraphenanstalt zählte gegen Ende des Jahres 1866 unter 353 für den Apparat­dienst verwendeten Personen 116 wirkli­che Telegraphisten und 237 Private, dann Post- und Zollbeamte.

Bei den italienischen Telegraphen­stationen 3. Classe wird der Dienst aus- namsios entweder von Postexpeditoren, Gemeindebeamten , Volksschullehrern , Frauen oder andern geeigneten Gemein- demitgliedern versehen, welchen dafür eine den Betrag von 240 fl. in keinem Falle überschreitende Jahres-Entlohnung zugestanden wird.

Die französische Telegraphenrerwal- tung, welche nicht nur der Erzielung einer billigen Verwaltung, sondern auch der Verbesserung der materiellen Lage ihrer