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Baubehörden, sowie von Seite der betref­fenden Gemeindevertretungen die Zu­stimmung zur Herstellung der Leitungen auf den respectiven Strassenzügen ertheilt worden war, wurde der Bau am 26. Juni 1869 begonnen und am 28. August des­selben Jahres beendiget und sofort das aus der Beilage (Taf. I) ersichtliche Tele­graphennetz mit 36 Stationen dem Betriebe übergeben. Nachträglich wurden noch weitere 14 Stationen errichtet, so dass sich derzeit 30 gesellschaftliche Stationen im Betriebe befinden.

Die Länge der Leitungstrage beträgt 87.373 Klftr. oder 21*84 Meilen, die Länge der Leitungsdrähte 152.359 Klftr. oder 38*09 Meilen. Die Anlagekosten der Leitungen sind in der Tabelle A(S. 8 u. 9) detaillirt und betragen für sämmtliche im Betriebe stehenden Linien 30.119 fl. 54 kr. ö. W. Es kommt demnach die Meile der zumeist in sehr schwierigem Boden errichteten Leitung mit Einem 4 i/ 2 mm. dicken Draht und mit impräg- nirten Holzsäulen auf 792 fl., die Meile Leitung mit Zwei 4 1 j 2 mm. dicken Drähten auf 1056 fl., die Meile Leitung mit Drei 4 i/ 2 mm. dicken Drähten auf 1699 fl., die Meile Leitung mit Vier 41/2 mm. dicken Drähten auf 2030 fl. Die gesammten offenen Leitungen in und unmittelbar umWien in derTracenlänge von 14.436 Klftr. und der Drahtlänge von 47.465 Klftr. kostet 10,903 fl.. Die unter­irdischen in Portland-Cement und Ziegel eingebetteten 6 Leitungen in einer Länge von 237 Klftr. kosten 1873 fl. 21 kr.

Für die Einrichtung der im Betriebe befindlichen fünfzig Stationen, inclusive der Möbel etc. wurden verausgabt 8531 fl. 8 kr., und es ergibt sich der Kostenaufwand für die Errichtung einer Mittel- oder Endstation im Durch­schnitte mit dem Betrage von 170 fl. 72 kr.

Die Gesammtkosten für die Herstellung und Einrichtung sämmtlicher Local-Telqr graphenleitungen und Stationen (darunter das Centralamt mit 22 Apparaten), für die Anschaffung hinlänglicher .Reserve-Appa­rate, für Adaptirungen der Localitäten, Einrichtung der Directionskanzlei und des Depots etc. belaufen sich auf 47.447 fl. 49 kr.

In den Stationen ausserhalb Wien ver­richten vertragsmässigzumeist Postmeister, Lotto-Collectanten und andere vertrauens­würdige Geschäftsleute den Telegraphen- Manipulationsdienst gegen bestimmte An- theile an den Einnahmen, und zwar er­halten dieselben für die Manipulation eines einfachen Telegrammes von 20 Wor­ten 3 Kreuzer und für jede weiteren 10 Worte 2 Kreuzer mehr; dann für die Zustellung der Depeschen an den Adres­saten im Orte 4 Kreuzer, ausserhalb des Ortes aber den fixirten Botenlohn. Bei den Stationen in Wien und den Vor­städten versehen fast durchwegs Indivi­duen des weiblichen Geschlechtes den Dienst gegen eine Besoldung monatlicher 20, 25 bis 30 fl., je nach dem Geschäftsum­fange und der Leistungsfähigkeit. Zur Aus­bildung dieser Individuen werden Tele- graphen-Curse im Wiener Frauenvereine abgehalten, welchem Vereine auch das Aufsichtsrecht über diese Bediensteten eingeräumt worden ist.

Bei mehreren Stationen der Vorstädte und Vororte Wiens versehen Frauen von Staatstelegraphenbeamten den Dienst zur allseitigen Befriedigung.

Unter den Telegraphistinen, deren Zahl sich derzeit auf 40 beläuft, gibt es viele, welche es in einer viermonatlichen Dienstzeit dahin gebracht haben, eine einfache Depesche nebst den üblichen dienstlichen Notizen in der Zeit von zwei bis drei Minuten correct und sehr gut gruppirt abzutelegraphiren.