sieht kein grünes Gesträuch ; auch brannte die Sonne hierso ziemlich . - Von der Säule ritten wir in den Gartendes Said Bei 1 , eines Sohnes des Vizekönigs Mehemed Ali . - Der Garten liegt auf einer Anhöhe und ist ganznett : Oben steht ein Palais umgeben von einerfranzösischen Anlage , unten ist er mit Palmen be-wachsen . Da wir die Erlaubniß erhielten alleszu besehen , fingen wer gleich unten im Garten damitan , daß wir einen Mosaickboden bewunderten . -Er stellte ein Medusenhaupt vor , und war in ei-ner kleinen Kapelle . Die Zimmer des Palais bo-then nichts außergewöhnliches dar , bloß sind dieTepiche auf den Fußböden sehr prachtvoll . - So-mit hatten wir alle Merkwürdigkeiten besehen ,bis auf den Obelisken und den Katacomben , diewir auf morgen verschoben . - Früh des andern Mor-gens am 11 . April ritten wir wieder fort , besahenuns den Obelisken2 , der sehr hoch und schmall undauf einer Seite voll von Hiroglifen ist , sonst je-doch nichts bemerkenswerthes darbiethet . Interes-santer sind die Katakomben mit den Ruinen derBäder der Kleopatra . - Erstere bilden ein unabseh-
bares Labyrinth angefühlt mit Schutt und Todtenknochen .Allein wir waren ja nicht bloß nach Egypten gekommenum uns die Merkwürdigkeiten zu besehen , sondern umzu arbeiten . - Ja ! aber wie und wo ? das warenzwei große Fragen . - Wir brauchten dazu die Er-laubniß des Vicekönigs und um diese zu erhalten gingJaßmiger nach Cairo , wo er resedirte . Wir 3 . hingegenthaten durch beinahe 3 . Wochen nichts als essen , trinken ,reiten und fahren . - Unsere oder eigentlich meineTagesordnung war folgende : Früh 7 . Uhr aufstehen ,frühstücken , und ein Pferd miethen , meist in Gesell-schaft des Herrn Grafen Schmiedegg ausreiten .Um 1 . Uhr wieder essen , dann wegen zu großerHitze entweder im Zimmer Karten spielen oderschlafen , Abends vor der Table d ' hote zum HaremBei reiten dann speisen , und schlafen . - DieserHarem Bei verdient jedoch eine Beschreibung .So nennt man einen Platz am Mahmudie Canal3 ,der so besucht ist , daß er leicht mit dem Pratervon Wien vergliechen werden kann . - Ein niede-res Häuschen , in welchem sich nur ein Paar Stühleund der Kaffeherd befindet , bildet das Kaffehaus
Muhammad Said war der vierte Sohn des Vizekönigs Muhammad Ali und wurde später (1854) selbst zum Vizekönig ernannt.
↩Welche der beiden Obelisken, die bis 1878 bzw. 1881 in Alexandria standen, die Gruppe besuchte bleibt unklar. Ursprünglich von Thutmosis III. (um 1486-1425 vor Chr.) in Heliopolis (Bezirk des heutigen Kairos) errichtet, wurden die Obelisken von Ramses II. (um 1303-1213 vor Chr.) mit Inschriften versehen. Später wurden sie im Auftrag des Kaisers Augustus 13/12 v. Chr. nach Alexandria gebracht. Die auch als Nadeln der Kleopatra genannten Obelisken wurden im 19. Jahrhundert von der ägyptischen Regierung verschenkt.
↩Der Mahmudiya-Kanal, der Alexandria mit dem Nildelta verband, wurde 1820 fertiggestellt. Für den dreijährigen Kanalbau ließ der Vizekönig Muhammad Ali bis zu 300.000 Bauern als Arbeiter zwangsverpflichten.
↩