Der Mahmudiya-Kanal, der Alexandria mit dem Nildelta verband, wurde 1820 fertiggestellt. Für den dreijährigen Kanalbau ließ der Vizekönig Muhammad Ali bis zu 300.000 Bauern als Arbeiter zwangsverpflichten.
↩Ägypten war verkehrsstrategisch sehr bedeutend für England, weil das Land an der Handelroute nach Indien lag, welches unter dem Einfluss der British East India Company stand.
↩Das Wort „Araber“ wird von Junker im Tagebuch als Synonym für Ägypter_innen verwendet.
↩Junker beschreibt an dieser Stelle ägyptische Zeremonien - Hochzeiten und Beschneidungen - und damit verbundene Rituale. Der geräuschvolle Charakter dieser Feste wird hervorgehoben („unter großem Geschrei“). Kulturhistorisch interessante Details über die Zeremonien fließen in der Erzählung mit ein, so auch die rituelle Bedeutung von Tieren: Bei Hochzeiten wird die von Palmblättern umschlossenen Braut von einem festlich geschmückten Kamel getragen, bei Beschneidungen wird der kleine Bub von einem reich geschmückten Pferd getragen.
↩Dies ist eindeutig ein Hinweis auf den ägyptischen Stockkampftanz (tahtib) oder ägyptischen Stocktanz (raqs al-casaya). Dieser Brauch hat pharaonische Wurzeln und ist auch im modernen Ägypten verbreitet. Im alten Ägypten war der Stockkampf neben dem Ringen eine weit verbreitete Sportart. Tahtib hingegen ist eine Kampfkunst, die hauptsächlich in Oberägypten bezeugt ist, von Männern ausgeübt und von Musik begleitet wird. Der ursprüngliche Name war fann al-nazaha wa-l-tahtib (die Kunst, ehrlich und ritterlich zu sein und mit dem Stock [zu kämpfen]). Der verwendete Stock wird casa, casaya oder nabut genannt. Die begleitende Musik wird in Oberägypten auf einer großen Basstrommel (tabl) gespielt, die mit einem Stock geschlagen wird. Für unseren Kontext ist es wichtig zu erwähnen, dass tahtib auch im Delta (Mahalla al-Kubra) durchgeführt wird, wo es Teil der Begrüßung einer Hochzeit durch die fitiwwa (harten Kerle, Beschützer) aus der Nachbarschaft des Bräutigams ist. Aus diesem Tanz entwickelte sich später ein nicht kämpferischer Stocktanz namens raqs al-casaya, der ebenfalls in anderen Regionen Ägyptens bezeugt ist und von Männern und Frauen durchgeführt wird.
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rund um stehen Bäume, und vis a vis ist der Gartendes Harems eines Sohnes des Vicekönigs.- Hier versam-melt sich die ganze schöne Welt Alexandriens zu Pferd,zu Wagen oder zu Esel.- Man trinkt Kaffeh undraucht Tabak entweder aus Tschibuks oder Nargiles1 .Auch kann man, weil etwas weiter oben der Landungs-platz des Cairo'er Dampfschiffes ist, die Passagiereaussteigen und fortfahren oder reiten sehen, was einsehr unterhaltender Anblick ist, da man unter denEngländern die über Cairo aus Indien kommen2,die abentheuerlichsten Gestalten trifft.So also unterhielten wir uns und hofften und harrtenimmerfort auf die Ankunft unseres Secretairs Hr.Jaßmiger. Was mich auch öfters sehr belustig-te,- waren die Feierlichkeiten der Araber3 beyHochzeiten und Beschneidungen4.- Erstere sind sehrlärmend und sehen folgender Maßen aus: Spiel-leute eröffnen den Zug, nach diesen kommt ein Kreisjunger Leute, welche alle mit langen Palmenstö-cken bewaffnet sind und beiläufig alle viertelStunde unter sich eine Art Gefecht veranstallten5.Nach dieser kommt ein Kamehl auf welchen sich
die Braut befindet, die man jedoch nicht sehen kann,da sie in einer Art Laube von Palmenblättern gänz-lich eingeschlossen ist, das Kamehl wird geführtund ist oft prachtvoll geschmückt. Der Brautfolgt ein Kamehl, welches die Freundinnen dersel-ben trägt, und welchem dann viele Kamehle mitder Aussteuer der Braut folgen.- Dieser ganzeZug geht durch alle Strassen der Stadt, und wirdmeist von der hoffnungsvollen Jugend Alexan-driens unter großem Geschrei begleitet.Die Beschneidungsfeste sind einfacher. Ein reichgeschmücktes Pferd trägt den kleinen Knaben,der der Operation unterzogen werden soll-Derselbe wird auf jeder Seite von Sclaven ge-halten. Hinter dem Pferde schreitet ein Kamehl,auf welchem sich die Mutter des Kleinen befindet.Den Zug schließen Musikanten.Nachdem wir so die Stadt und ihre Einwohner ziem-lich kannten fing es uns an etwas langweiligzu werden und wir warteten mit Sehnsucht Jahsi-miger der von Cairo schon täglich kommen sollte.Endlich kam er, und meldete daß Mehemed Ali