Missionsschüler in DSWA
Missionsschüler in DSWA
- Gesamtobjekt
- Beschreibung
Albumblatt mit Beschriftung: "Deutsch-Südwest-Afrika. Herero-Missionsschüler." Fotografie auf Untersatzkarton, aus: Fotoalbum mit 75 Originalfotografien und Postkarten.
Das Bild zeigt drei Schwarze Männer, zwei von ihnen sitzen nebeneinander auf Sesseln und haben den Blick leicht von der Kamera abgewandt. Der dritte steht mittig hinter den beiden. Der rechts sitzende Mann ist barfuß, die beiden anderen tragen Schuhe. Alle drei tragen europäische Kleidung: Hosen, weiße Hemden und einer eine Anzugjacke.
Die evangelisch-lutherische Mission im südlichen Afrika wurde von deutschen und finnischen Missionsgesellschaften durchgeführt. Die Rheinische Missionsgesellschaft (RMS) führte ab 1823 im südlichen Afrika Missionsstellen und hatte bereits ab 1842 im noch nicht kolonisierten Gebiet des heutigen Namibias Einfluss. Die finnische Missionsgesellschaft (FMS) war ab 1869 in der Region aktiv. Die Missionar_innen der RMS pflegten enge Kontakte mit verschiedenen Hererogruppen, wirtschaftliche und bildungserzieherische Interessen spielten auf beiden Seiten eine Rolle, wobei die übergeordnete "Zivilisierungsmission" der Missionar_innen als Motivator nicht zu vernachlässigen ist. Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich außerdem katholische Missionar_innen in der nun deutschen Kolonie nieder. Während des Deutsch-Namibischen Krieges (1904-1908) versuchten Missionar_innen zunächst zwischen der Kolonialadministration und der lokalen Bevölkerung zu vermitteln, jedoch überwiegend im Interesse der Kolonisator_innen.
Ihre Rolle im Verlauf der Kriegshandlungen ist strenger zu bewerten: Missionsstellen fungierten als Orte, an denen Kriegsgefangene und Geflüchtete von der deutschen Schutztruppe versammelt, um anschließend in Internierungslagern untergebracht und zur Zwangsarbeit beordert wurden.
Die Ansicht der drei "Missionsschüler" erzeugt im Kontext der anderen Bilder in diesem Album ein widersprüchliches Bild der Lage in Deutsch-Südwestafrika zum Zeitpunkt von Naths Aufenthalt: hier wird ein friedlicher Status quo vor dem Ausbruch des Krieges gezeigt. Wo noch im Bild davor (EA-002910-26) ein "gefallener" Herero-Anführer referenziert wird - ein Symbol des "Aufstandes" der Lokalbevölkerung - werden hier drei mustergültige junge Männer gezeigt, die die "Zivilisierung" durch die Mission und koloniale Administration scheinbar freiwillig angenommen haben. Die Auswahl dieses und anderer Bilder stellt eine Unterscheidung zwischen den "guten" und "bösen" Einheimischen her, die einer kolonialen Propaganda von zivilisatorischer Entwicklung durch Europäisierung und Christianisierung entspricht. - Fotograf_in
- Entstehung
- UmfangBreite: 31 cm ; Höhe: 23.7 cm
- ObjektbezeichnungAlbumblatt ; Fotografie (Abbildung)
- InventarnummerEA-002910-27
- Thema
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- Nachweis
- Archiv
- IIIF
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Lizenz-/Rechtehinweis
