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Bericht über die Durchstechung der Landenge von Suez an die k. k. geographische Gesellschaft
Entstehung
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spricht; denn die Zeit des Umsatzes steht jetzt in England mit der Zeit derProduction in keinem geordneten Verhältnisse mehr.Und so sahen wir schon zu Anfang der dreissiger Jahre unseres Jahrhun­derts britische Officiere (Chesney , Waghorn u. s. w.) den alten verlassenenWeg über Aegypten und das rothe Meer nach dem indischen Ocean wieder auf­suchen. Britische Dampfschiffe stellten sich im rothen Meere auf, welches siebis zur Stunde ausschliesslich befahren. Wir sahen wie England, gewiss im Vor­gefühle einer bevorstehenden grossen Zukunft, von Malta und Corfu im mittel­ländischen Meere und von Aden am Eingange des arabischen Golfes Besitz er­greift, während fast ausschliesslich englische Schiffe das rothe Meer befahren.Fast alle Reisenden aus Oceanien nach Europa und entgegengesetzt schla­gen nun wieder den Weg über Aegypten ein, und so die meisten werthvollenWaaren. Es ist nicht lange her, dass britische Regimenter aus Ostindienden Weg nach der Krim über Aegypten einschlugen. Auf dem ganzen Wege zwi­schen Alexandrien, Cairo und Suez begegnet man fast ausschliesslich Eng­ländern. Die Karavanen sind mit englischen Waaren beladen, englisches Geldcoursirt in Aegypten überall und in den Gasthäusern herrscht fast ausschliessendenglische Sitte vor. Der Drang der Engländer über Aegypten nach Indien ist un­verkennbar; doch ist die englische Regierung ungeachtet aller ihrer Vortheileder Durchstechung der Landenge von Suez nicht gewogen, obschon sie das Be­dürfniss einer schnelleren und vollständigeren Communication mit Ostindien fühlt,und weiss, dass die ostindische sowohl als die Oriental and Peninsular Company,und der Handelsstand Englands im Allgemeinen die Eröffnung dieses kürze­sten und bequemsten aller Wege nach Indien wünscht.Den wahren Grund ihres Widerstrebens hat die englische Regierung un­geachtet aller Provocationen noch immer verschwiegen und scheint sich darin zugefallen, unter allen Regierungen der alten und neuen Welt die einzige zu sein,welche der Verwirklichung der Durchstechung der Landenge von Suez entge­genstehet.Als im Jahre 1847, während Mehemed-Ali noch in Aegypten herrschte,die Frage rücksichtlich der Durchstechung der Landenge von Suez durch die Be­mühungen der Société d’Etudes, welcher das Verdienst ganz zukommt, die bisdahin bestandene irrige Voraussetzung rücksichtlich der Höhenverhältnisse desrothen und mittelländischen Meeres zu berichtigen, schon ziemlich der Lösungsich nahte, suchten die Engländer dieselbe durch die Anlage einer Eisenbahn vonAlexandrien über Cairo nach Suez zu paralysiren, oder wenigstens einzuschläfern.Allein das Mittel gelang ihnen nicht. Die Eisenbahn rief vielmehr das, wegen desinzwischen eingetretenen Ablebens Mehemed-Alis, und wegen der politi­schen Störungen des Jahres 1848 aufgehobene Project wieder wach. Dochblieben weitere Schritte während der Regierungen von Ibrahim Paschaund Abbas Pascha, welche dem energischen und genialen Mehemed-Alifolgten, unbeachtet, weil die Engländer einen ihren Ansichten entsprechendenEinfluss auf die obigen zwei Nachfolger Mehemed-Ali's geltend zu machenwussten.Endlich gelangte der jetzige Vicekönig Said Pascha zur Regierung, desseneuropäische Bildung, vereint mit seltener Kraft und mit einem tiefen Einblick indie Vergangenheit und in die Zukunft seines Landes, die Wiederaufnahme derdurch seine zwei Vorgänger vernachlässigten Angelegenheit des Suezer Canalsveranlasste.Seine Ingenieure Linant-Bey und Mougel-Bey, zwei ausgezeichnetefranzösische Ingenieure, die schon unter der Regierung Mehemed-Ali's nachAegypten berufen wurden, und dort die wichtigsten Bauwerke ausführten, erhiel­