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Bericht über die Durchstechung der Landenge von Suez an die k. k. geographische Gesellschaft
Entstehung
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rialien zur Herstellung der nöthigen Schleussen bevorräthiget, und alle nöthigen Hilfsmaschinen und Requisiten zur Förderung dieses Werkes waren aus Europa in Cairo bereits eingetroffen. Dieser Süsswassercanal muss den Arbeiten am grossen, maritimen Canal vorangehen, weil sonst die Arbeiter in der Wüste wegen Mangel an Wasser nicht bestehen könnten. Dieser Canal wird zugleich die directe Verbindung des maritimen Canals mit dem Nil bei Cairo herstellen, und wird mit allen Nildampfschiffen befahren werden können. Durch diesen Canal, dessen Derivation aus dem Nil gegen 50 Fuss höher als der Meeres­spiegel liegt, wird die ganze, in seinem Bereiche liegende Fläche von Cairo bis Suez bewässert, wobei gegen 200,000 Joch des fruchtbarsten Landes, welches dermalen wegen Mangel an Feuchtigkeit brach und wüste liegt, und welches sich zum Theil in dem einst so gepriesenenLande Gosen befindet, der Cultur wie­der gewonnen werden. Welche Umwandlung steht somit der starren, kahlen Ebene bei Suez bevor, wo zuweilen Jahre um Jahre ohne Regen verfliessen, und wo nicht die geringste Spur von Vegetation zu erblicken ist! Welches Glück für 45000 Einwohner dieser düsteren Stätte, welche das Wasser aus den an 6 Stunden entfernten Quellen des Moses und zuweilen aus dem 16 Meilen ent­fernten Nil zu Cairo mittelst Kameelen fortwährend herbeischaffen müssen! Die hintangehaltene Ausfertigung der Sanction der hohen Pforte hat also bisher den Fortschritten des Unternehmens keinen Eintrag gemacht, und eben so wenig wird die von den Engländern concessionirt erhaltene Eufratbahn dem Suezer Canal irgend einen Abbruch thun. Denn, wenn auch der problematische Bestand dieser Bahn als gesichert betrachtet werden wollte, so würde die oft­malige Umladung der Waaren zwischen Europa und Ostindien, sowie der weite kostspielige Transport auf der Eisenbahn den Werth derselben so vertheuern, dass die Convenienz dieses Transportes von sich selbst hinwegfiele. Das Be­dürfniss der Zeit ist eine directe ununterbrochene und schnelle Verbindung zwischen Europa und dem indischen Ocean; jeder andere Versuch kann nur als ein Palliativ angesehen werden. Nur durch directe, schnelle und ununterbrochene Verbindung kann Zeit gewonnen und dem Culturstande des Westens der Weg zur Ausbreitung gegen Osten gebahnt werden, und Cultur wie Gesittung können nur dann segensreich wirken. wenn sie massenhaft auftreten können. Der Canal von Suez darf nicht nur der Träger des Verkehrs zwischen dem Westen und dem Osten, nein! der Canal von Suez muss zur Ausbreitung des Lichtes der Civilisation wesentlich einwirken! Und nun noch einige Worte über die Configuration des lsthmus von Suez und der beiden ihn begränzenden Meere. Wenn man sich in Suez auf einen er­höhten Punct stellt, oder noch besser, wenn man den Attakaberg ersteigt, gewinnt man, wenn man südlich blickt, eine weitreichende Aussicht über den Golf von Suez, und eine klare Idee von der Richtung und Gestalt der das rothe Meer einschliessenden ägyptischen und arabischen Gebirgszüge. Wendet man den Blick nach Norden, so stellt sich die Fortsetzung jener Gebirgszüge bis zum mittel­ländischen Meer, ein deutlich ausgedrückter Thalweg, dem Auge dar. An keiner Stelle deuten Ausläufer dieser Gebirgszüge, oder sonstige Bergrücken eine Quer­verbindung zwischen denselben an, und die drei tiefen Einsenkungen oder Becken, welche längs dem Thalwege vorkommen, geben demselben einen entschiedenen Charakter, und deuten an, dass einst die ganze Länge des Isthmus meerbespült war. Vom Thalwege gegen den arabischen Gebirgszug hin erhebt sich allmählig das Terrain und bildet sich zuletzt in Hügelreihen, die sich an die arabische Kette anschliessen und dieselbe bis zum mittelländischen Meer verfolgen. Der links vom Thalweg gelegene ägyptische Gebirgszug hört eigentlich schon bei Suez auf. Doch erstrecken sich seine Ausläufer, nämlich der Gebel Awebel, und