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Bericht über die Durchstechung der Landenge von Suez an die k. k. geographische Gesellschaft
Entstehung
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der Gebel Genef in paralleler Richtung mit dem Thalwege laufend, bis zumThale Tumilat, und bilden mit demselben einen Halbkreis, der sich westlich bisCairo erstreckt und sich hier wieder an das höhere Kalkgebirg Gebel Armar,welches die rechte Seite des Nilthales bildet, anschliesst. Jenseits des ThalesTumilat gegen Norden und das Mittelmeer zu, erhebt sich ein Sandhügelland,welches östlich vom Thalweg des Isthmus, und westlich vom Nildelta begränztist, und nördlich seinen Fuss in die Moorsümpfe des See Menzaleh taucht. Dochsind diese Sandhügel durch unzählige kleine Vertiefungen durchzogen, welchedurch Bewässerung der Cultur gewonnen werden können. Im Thalwege selbst istder Boden von Suez bis zum grossen Becken des Bittersees an der Oberflächeganz eben, was unfehlbar auf Alluvial-Terrain schliessen lässt. Verfolgt mandieses Terrain in westlicher Richtung links vom Thalweg gegen den Attaka­berg, so findet man, dass es sich regelmässig erhebt, und endlich in dasFlussgebiet eines mächtigen Bergstromes einläuft, welcher zur Regenzeit, diezwar selten, aber dann heftig wird, aus den Schluchten des Attakaberges sich er­giesst und dermalen seinen Ablauf in das rothe Meer westlich von Suez gefun­den hat. Dieser Bergstrom, in dessen meistens trocken liegendem Bett die Post­strasse von Suez nach Cairo zwischen den Poststationen 13 und 15 läuft, hatganz den Charakter unserer Waldbäche. Zuerst und zunächst der Bergschluchtgrosse, gerollte Steinblöcke, dann grobes Gerölle, dann Kies und Sand, undendlich leichter Schlamm: das Ganze bildet einen grossen Schuttkegel, wie wirsie in unseren Thälern oft begegnen. Die Oberfläche ist dünn mit Sand und Staubüberzogen, dann folgt sandige Thonerde, bald gelb und bald weisslich, undbald mehr und bald weniger compact. In dieser Strecke ist der Canal, der einstden Nil mit dem rothen Meer in Verbindung setzte, noch sichtbar und das rotheMeer dringt bei höherer Flut noch heutigen Tags weit in denselben vor. VonSuez bis zum Bittersee kommt keine Spur von Vegetation vor, und das Augeermüdet auf dieser weiten, starren Fläche. Einen eigenthümlichen Eindruck machtdas Becken des Bittersees, dessen Grundfläche der Art mit sonnengebleichtenMuscheln überzogen ist, dass man bei Sonnenaufgang glaubt, ein unermesslichesSchneefeld vor Augen zu haben. Die Begehung des trockenen Seegrundes istsehr beschwerlich, weil sich durch die dem Boden entsteigenden Salzausblühun­gen eine dicke Kruste gebildet hat, welche von der Sonne aufgezogen, sich stel­lenweise blasenähnlich erhebt, so dass beim Betreten der Fuss einbricht unddaher ein sehr mühsames Vorwärtsschreiten stattfindet.In den tieferen Puncten des Bittersee's haben sich weit ausgedehnte Lagervon krystallisirtem Salz durch Ausdünstung gebildet, welche oft die Mächtigkeitvon 10 bis 12 Fuss erreichen, und sehr leicht auszubeuten sein würden, dochliegt dieser Reichthum ganz unbeachtet da.Zwischen dem Bittersee und dem Timsahsee, wo sich das Serapeum befin­det, gewinnt das Terrain an der Oberfläche eine undulirende Gestalt, und bestehtaus Sand und kleinen Kieseln. Hier fängt eine kleine Vegetation von Tamarinden-oder Mannabäumen und Gesträuchen sichtbar zu werden an. Sie ist durch dasNilwasser hervorgerufen, welches bei grösseren Nilanschwellungen noch heuti­gentags manchmal bis zum Timsahsee vordringt, in dessen Umgebung auch zweitiefliegende Quellen mit salzigem, doch noch trinkbarem Wasser vorkommen, da­her diese Gegend manchen Beduinenstamm mit seinen Ziegen- und Schafheerdenbeherbergt. Auch kommt am südlichen Ufer des Timsahsee eine einem Beduinen-­Heiligen (Schek Ennedek) aus Stein gebaute Capelle vor, welche zur Zeit unse­rer Anwesenheit in jener Gegend mit allerlei Fahnen ausgeschmückt war. Das, ander Ausmündung des Thales Tumilat in den Thalweg des Isthmus gelegene Beckendes Timsahsee's eignet sich ganz vorzüglich zu einem inneren Hafen, wo sich