13

In Baiern (München) treffen wir bereits die erste Walz- mühle vollendet, nämlich die König Ludwigsmühle in der Au. *) Man glaubte eben in Deutschland auch mahlen zu können, ignorirte aber ganz unser Mahlverfahren und unsere Putz­maschinen. Daher konnte man keine Griese putzen, um daraus schönes Mehl zu gewinnen, das konnte man eben nur in der Wiener Gegend.

Im Jahre 1838 traf ich, nächst Winterthur in Tös eine einfache nach Wiener Art eingerichtete Mahlmühle; auf die Frage:Wie mahlen Sie? erhielt ich die Antwort:Nach Wiener Art!

Damals natürlich in genässtem Zustande. Diese Art der Vermahlung ist aber auch in der Schweiz bis heute verblieben, während am Wiener Boden die Vermahlung auf trockenem Wege, auf deren Einführung ich später zurückkommen werde, hier längst eine allgemeine geworden ist.

Dieses Factum führe ich nur deshalb an, um darzuthun, dass die Wiener Gries- und Hochmüllerei schon damals weit über die vaterländische Grenze hinaus seine gewiss verdiente Würdigung gefunden hatte.

Der ausschliessliche Betriebsmotor der Mühlen Oesterreichs war damals die Wasserkraft.

Wir sehen unsere Müllerei durch die beispielslose Trocken­heit des Jahres 1834 sehr beeinträchtigt. Diese Beeinträch­tigung gab wahrscheinlich den Impuls, dieses von der Natur Oesterreich in so reichem Masse gewährte Gut mehr und mehr ökonomisch auszunützen. Der Umbau einiger Mühlen nach amerikanischem System, vorläufig wohl noch grösstentheils in Holz- und Schmiedeeisen-Construction, womit mehrere Mahlgänge sammt Hülfsmaschinen an einem Motor vereinigt wurden, war noch zu Ende der Jahre 1830 mit Glück begonnen und durchgeführt.

Das österreichische Mahlverfahren hatte auch zu Ende dieser Zeit mit Bezug auf die damals noch sehr mangelhafte Construction der Mühl werke wesentliche Verbesserungen auf-

*) 15 Walzen-Stullungen und 4 Mahlgänge mit Stein.