seits eingeführt, und so sehen wir die Wiener Müllerei auch durch diese Riesen-Concurrenz kaum geschädigt; vielmehr die. selbe dadurch mehr und mehr zur Vervollkommnung angespornt, dadurch auch mehr selbstständig gemacht, und damit so ihrem eigentlichen Ziele nur näher gebracht.

Zu Ende dieser Zeit sehen wir aber auch die österr. Müllerei in ihrer grössten Thätigkeit nach allen Richtungen hin wirken.

Die Mühlenindustrie in Ungarn, die bisher nutzbringend war, wurde leider von jetzt an zu weit ausgedehnt, denn wir linden, dass vom Jahre 1860 bis 1867 in Pest-Ofen allein 130 Mahlgänge*) entstanden sind, ohne derjenigen zahlreichen Mühl­bauten am Lande zu gedenken. Damit wurde aber auch end­lich eine Ueberproduction an Mehl geschaffen. Der Grund scheint wohl darin gelegen zu haben, dass man vorzüg­liche Ernten, mit welchen das Land beinahe die 'ganze letzte Zeit gesegnet war, als gewöhnliche zu betrachten anfing.

Und so sehen wir heute bei dem schönsten Industriezweige Oesterreich-Ungarns, deren Grundstoff aus seinem eigenen Grund und Boden für dieselbe entquillt, eine Unrentabilität und die Folgen derselben in der Betriebsreducirung auf die Hälfte seiner Normal-Erzeugung leider eingetreten.**

Der Rückschlag auf unsere n. ö. Mühlen-Industrie, so fühl­bar und schwer derselbe auch war, konnte unmöglich ohne Wirkung bleiben.

Dieser letzte Schlag, er wurde wohl tief empfunden, allein er traf nicht vernichtend in unsere Reihen.

Unser Müllergewerbe, es hatte sein Bestes, ein System (die österreichische Gries- und Hochmüllerei) zu Gunsten der vereinigten Capitalien, auf welchem Wege heute allgemein nur Grosses geschaffen wird, aller Orten leihen müssen, und dennoch

*) Vollkommen verlässliche Privat-Mittheilung.

**) Siehe Handelskammerbericht pro 1871. Pag. 68: Es wurde, um Geld zu machen, nicht selten unter dem Kostenpreise realisirt, und so ge­langte ein grosser Theil der Mühlen in Ungarn zur Suspension des Betriebes und der Zahlungen.