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F. Salvteberg in Bern.

jenige in Brienz wird sehr zahlreich besucht, die neu errichtete in Inter­laken giebt sich Mühe, in Gang zu kommen. Die Lehrer sind selbst Fachmänner. Herr Althaus in Meiringen betreibt die Fabrikation, ebenso Herr Aplanalp in Brienz; Herr Bofinger, der frühere Lehrer in Inter­laken, modellirt ausserordentlich schön. Seine Modelle in Gips über ein­heimische Pflanzen hatte er in Wien im Schweizer Chalet ausgestellt; sie wurden prämirt. Sie enthalten nicht weniger als 43 diverse Pflanzen­blätter. Wir erkennen unter Anderin das Ghristbaumblatt, die Hirsch­zunge, das spanische Weinlaub, Eichenblatt, Gennerblatt, Rosenblatt, Weisskurz, Bocksbart, Hahnenfuss, Geranium, Brombeer, Jungfernblatt» Petersilie, Ahorn, Erdbeerblatt, Rebblatt, Mohnblatt, Distelblatt, Wein­laubzweig, Eichenlaubzweig mit Früchten etc. Das Modell erscheint also gleichzeitig mit der Zeichnung in den drei verschiedenen Schulen. Diess ist denn auch die richtig belehrende Weise, um die Schüler auf elemen­tarem Wege zu einem glücklichen Verständnisse zu bringen, den Formen­sinn zu erwecken, den Styl feststellen zu können. Niemals wird die Kunstindustrie, trotzdem dass sie bereits heute, aber in ihrer naturali­stischen Art der Darstellung, eine ganz bemerkenswerthe Höhe erreicht hat, einen wirklich künstlerischen, genial belebenden Ausdruck zu er­reichen wissen, wenn die akademische Vorbildung ihr abgehen sollte. Die Schulen haben einen guten Anfang und sollen einem hohen Ziele zusteuern. Wenn das Oberland Millionen verwendet zur Etablirung von Eisenbahnen, Hotels, Promenaden und Plätzen für Zuleitung von Wasser und Gas, um den internationalen Comfort im höchsten Masse zu dienen, um damit den Fremdenverkehr zu immer grösserer Blüthe zu treiben, so besteht die einfache Logik dieses Vorgehens darin, die zweitwichtigste Industrie des Landes,' die ihm auch Millionen zusichert und seinen Wohl­stand immer mehr begründet, mit der gleichen Aufopferung und Energie zu betreiben.

Nun begeht aber das Oberland ein Unrecht an sich selbst, wenn es durch seine geringe Aufmerksamkeit noch viel, sehr viel, zu einer solchen Behandlung der Schulen zu wünschen übrig lässt. Der Bevöl­kerung fehlt noch das nöthige Verständniss, um die enorme Wichtigkeit des Gegenstandes zu erfassen. Man muss sogar annehmen, dass nicht blos das, sondern eine Tendenz in gewissen Kreisen waltet, welche einen solchen Aufschwung nicht gerade begrüssen würden. Das reiche Interlaken mit seinen brillanten Magazinen, dem Sammelpunkte der Fremden, nach seiner geographisch vortheilhaften Lage, seiner herrlichen Natur, dürfte und sollte mit allem Ernste darauf bedacht sein, hier eine wohldotirte Zeichnungs- und Modellirschule für jegliches Alter, eine kleine Akademie für die Kunstgewerbe und die bildenden Künste aufzu- thun und zu unterhalten.

Mit der gehobenen Bildung allein nur gelangt die Selbstständigkeit des einzelnen Arbeiters zur Reife. Die so wenig erfreulichen Bilder ent-