Holz-Industrie.

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Schnitzereien, den Sculpturen und Mosaiken, finden hier ihre vortreff­lichste Schule und eine ausgedehnte Beschäftigung. Eine Häuserfacade wird zwar nicht gerade im Möbel copirt, aber die organische, künstle­rische, structive Haltung derselben, die Anwendung der Säule, des Pfei­lers, des Capitals, der Gesimse, Friese, Lissenen, der Bekrönungen, der Ornamentik, der Farben, der Vertheilung der Massen, die daraus her­vorgehende Harmonie, der Rhytmus etc. geben dem Künstler die besten Vorbilder. Sie helfen ihm zu seinen Gompositionen, an die wir eben so sehr uns angeregt fühlen, den Massstab der Kritik anzusetzen, wie an die grossen Monumente.

Wien besitzt 4000 grössere Möbeletablissements und 2000 kleinere Gewerbetreibende. Der Export allein beträgt nach den östlichen Ländern und nach Deutschland an die 7 Millionen Gulden.

Am meisten Aufsehen machte in der Ausstellung eine Menge von Arrangements von möblirten Zimmern. Das einzelne Möbel kommt in diesem Zusammenhänge weit mehr zur Geltung als alleinstehend. Man erkennt dann so recht seine Bestimmung und seine Form. Im Allge­meinen sind die Arbeiten im Renaissanqestyl gehalten, aus den verschie­denen Perioden derselben, der Früh- und Spätzeit.

Unter den zahlreichen Gegenständen bemerken wir allerdings auch einen wesentlichen Unterschied in der Reinheit der Formen, der Güte und Schönheit der Arbeit und möchten uns das Urtheil erlauben, dass im Speziellen die Architektur der Möbeln oft viel zu wünschen übrig lässt.

Neben den heitern Gebilden aus der Renaissance, der griechischen und römischen Zeit, die mehr und mehr eine selbständige Haltung an den Tag legen, begegnet uns auch der französische Einfluss aus der. Zopfzeit. Es gibt nun einmal Menschen, die an demselben ihr Vergnügen finden. Die hieher gehörige Anzahl ist aber doch eine kleine. Dann gelangen wir zur gothischen Periode, die auch nur schwach vertreten ist und zwar mit Recht. Wir möchten eine gelungene, gothische Com- position nie ganz verschwinden sehen,'sie zeigt uns zu reiche und schöne Seiten. Aber wegen ihrer Kostspieligkeit, ihrer geringem Solidität, ihrer weniger gebräuchlichen Formen kann sie nicht auf Allgemeinheit An­spruch machen. Der Beweis dafür liegt auch schon in der Grossarchi­tektur. Trotz allen Anstrengungen und der dabei aufgetretenen Geschick­lichkeit, dieselbe in Deutschland, namentlich bei den Bauten, anzuwenden, fand sich das Publikum nicht zurecht damit, und die Anwendung trat mehr nur in Fällen der Liebhaberei auf. Weit weniger noch als die gothische, verdient die einer längst erloschenen Tradition angehörende romanische Bauweise mit ihren rohen Formen, die allgemeine Beachtung.

Wir machen noch auf eine andere Klippe aufmerksam, die an ziemlich vielen Gegenständen zu erkennen ist. Die Natur des Materials wird gar oft verläugnet, indem eine förmliche Steinarchitektur in das