Holz-Industrie.

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Einige Korbflechtereien sind auch ausgestellt. Die Möbeltischlerei kat keine wesentliche Ausdehnung, entlehnt aber ihre Motive der mo­dernen Richtung, soviel es die grosse Abgeschlossenheit des Landes, das noch mit einem Fusse im grauen Alterthum und mit dem andern in der modernsten Zeit steht, eine solche Entwicklung zulässt. Die Ausstel­lung enthält ein sehenswerthes Möbel; es ist ein byzantinischer Sessel, der vom Eichenholze eines während 200 Jahren im Meere versunkenen Schiffes, das total schwarz war, gefertigt wurde. Zur Möbelfabrikation werden Ulme, Mahagony, Wallnuss, Jacaranda etc. verwendet; Ulme und Esche zu Furnierscheiben, Föhren, Tannen, Eichen etc. zu Baugegen­ständen etc.

Norwegen, dessen herrliche Landschaften, Seen, Gebirge und Thäler, seine ausgedehnten Waldungen gar oft an die Schweiz mahnen, hat in seiner Holzindustrie viel Aehnliches mit Schweden.

Dänemark verdankt seine geschmackvolle Möbelindustrie dem Einflüsse des grossen Bildhauers Thorwaldsen. Es ergiebt sich daraus, wie ein einzelner berühmter Künstler ein ganzes Land in seiner Branche zu regeneriren weiss und vermag. Die besten Architekten Dänemarks bildeten sich auf deutschen Schulen.

Die Niederlande erscheinen mit 10 Ausstellern. Das Land, das aus dem Mittelalter so kostbare Bauten und kunstindustrielle Schätze aufzuweisen hat, bezog in ziemlich spärlicher Weise den Weltmarkt. Es erhielt nur eine Auszeichnung.

Russland sucht eine nationale Möbelarchitectur im byzantinischen Style aufzustellen, die kaum einer Entwicklung sich fähig erweisen wird, da sie primitiv und roh ist.

22 Aussteller sind da, darunter einige bedeutende Etablissemente, die mit 100 bis 600 Arbeiter ihren Betrieb hersteilen, so Charles Briggen und Schräder für Meubles in St. Petersburg, Machonbaum in Warschau mit 400 Arbeitern; Puntiloff & Stwets in Riga für Korkpfropfen.

In einem äusserst luxuriös eingerichteten Pavillon haben die Rus­sen ihre byzantinisch mathematisch combinirten Dessins an Wänden, Boden und Decken und dem Ameublement angewendet. Die Technik ist vortrefflich. Die Ausstattung mit den feinsten Stoffen, Gemälden, Lustres, Spiegel, reiche Oefen, Divans, Kasten und Tische mit glänzendem metal­lenem Beschläge lassen nichts zu wünschen übrig.

Der moderne Luxus in Verbindung mit einer aus uralter Zeit herstammenden bäurischen, möglichst regelrecht und mit aller Mühe zu­gestutzten Gonstruktion und Form stehen vor unsern Augen.

Spanien und Portugal haben schon auf der letzten Pariser Weltausstellung den Beweis geleistet, dass der herrliche Völkerfrühling aus der granadischen Zeit, der das Land als blühenden Garten, ge­schmückt mit den edelsten Kunsterzeugnissen, sah, unter einem durch die Inquisition besudelten und versunkenen Christenthum längst zu