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Die Forstliche Ausstellung des Deutschen Reiches auf der Wiener Weltausstellung 1873 / verfasst im Auftrage der Deutschen Central-Kommission für die Wiener Weltausstellung von Bernhard Danckelmann
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Preussisclie Staatsforstverwaltung. Oberforstmeister Ivrumliaar zu Gumbinnen.

(D. A. K. No. 253.)

Das Paklidimmer Torfmoor, Reg.-Bez. Gumbinnen.

a. Situationsplan;

b. Beschreibung vom Oberförster Wohlfromm in Brödlauken;

c. Torfproben.

Die Provinz Preussen ist reich an ausgedehnten Torfmooren. Das Paklidimmer Moor, ein Repräsentant derselben, ist ein Hoch­moor auf Thon- und Mergelgrund von 1000 Hectaren Flächenaus­dehnung.

Man unterscheidet 5 Torf Massen, nämlich:

a. Dargtorf, Unterwasserbildung, fast homogen, schwindet um V 3 seines Volumens, Trockengewicht pro Festmeter 565 Kilogr.;

b. Hagetorf, Ueberwasserbildung mit erkennbaren Pflanzen­resten (namentlich Schilf), häufig Holzeinschlüsse enthaltend, die im Darg niemals Vorkommen, schwindet um ( 4 seines Volumens, Trockengewicht pro Festmeter 470 Kilogr.;

c. brauner Moostorf, hauptsächlich Wassermoos, schwin­det um 7, seines Volumens, wiegt trocken pro Fest­meter 310 Kilogr.;

d. gelber Mo os t orf, filzartig weich, schwindet um '/ 6 seines Volumens, Trockengewicht 245 Kilogr.;

e. weisser Moostorf, jüngste Bildung, schwindet um/ 8 seines Volumens, Trockengewicht 180 Kilogr.

Die Betriebsleitung besorgt der Oberförster in Brödlauken, die Gewinnung erfolgt theils durch Selbststich Seitens der Käufer, theils durch Werbung Seitens der Forstverwaltung. Zu der letzteren wird einerseits die Gewertsche Torfpressmaschine angewendet, welche von zwei Pferden und 7 Arbeitern bedient wird und bis zu 9000 Torfsoden in 11 Arbeitsstunden liefert (ein Stück Maschinentorf be­findet sich unter den Torfproben); andererseits geschieht die Torf­gewinnung durch Handarbeit (Stichtorf).

Die Zeit der Torfgewinnung ist bei dem lange andauernden Winter und meist regnerischem Herbst eine sehr kurze, auf 810 Wochen be­schränkte. Die ausgetorften Untergründe werden theils als Wiesen benutzt, theils sind sie mit Birken beflogen. Ein 55jähr. 3,3 Hectare grosser Birkenbestand auf Torfgrund hat 210 Festmeter Derbholz pro Hectar oder 8,4 Festmeter pro Hectar und Jahr geliefert.

Im Jahre 1872 sind gewonnen durch Selbststich seitens der Käufer 4027 Raummeter, durch fiskalische Arbeiter als Maschinen­torf 286 Raummeter, als Stichtorf 7192 Raummeter, zusammen 11,505 Raummeter.

Öffi-