Paris sind 7 weibliche Frauenärzte. Die Russinnen waren die ersten, welche sich den Doctorgrad in Zürich holten, um in ihrer Heimath ihr Wissen zu verwerthen, bis ein Ukas ob durch das auffällige Benehmen einzelner Damen oder die Abneigung der Czarin gegen dieselben veranlasst den Russinnen den Besuch der Universität Zürich verbot. Ein Verbot, das überdies wieder aufgehoben wurde. Im Gegensätze zur Czarin hat die Königin Margarita von Italien eine Dame: Frl. Dr. Farne, zum Leib­ärzte ernannt. Damit erbringen die Frauen den Fähigkeitsnachweis, so dass die Zeit überwunden erscheint, in welcher man peinlichst so und so viel Gramm Gehirn mehr oder weniger zum entscheidenden Momente machen wollte. Wären statistische Daten nicht ein gar so spröder, langweiliger Stoff für eine Vorlesung, so wollte ich Ihnen von den Professorinnen, Advokatinnen, Technikerinnen und Beamtinnen Amerikas ein­gehend berichten.

Mir obliegt aber, Ihnen, geehrte Anwesende, viel Näherliegenderes mitzutheilen.

Es ist die Hauptaufgabe dieses Abends, Ihnen von einer Schule innerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle zu berichten, und zwar von einer Schule, welche sich als Ziel setzt, Mädchen zur Matura zu h re n. 9 '

Der Verein »Minerva« gründete diese Schule im Herbste 1890 in Prag. Es ist eine Mädchen-Mittelschule, welche, auf die dritte Classe der Bürgerschule auf­bauend, in 6 Jahren den Lehrstoff eines ordentlichen Gymnasiums bewältigen soll. Der Verein »Minerva« Hess einen Aufruf ergehen, der in der Bürgerschaft Prags volles Verständniss fand. Es meldete sich eine Ueberzahl zum Eintritt in die erste Classe, von derselben wurden 53 Mädchen im Alter von 14 Jahren und darüber auf­genommen. Obgleich dieser Classe die Aufgabe gestellt war, den Lehrstoff des Un­tergymnasiums' ergänzend zu bewältigen, so lösten 50 Schülerinnen dieselbe; 33 er­hielten Vorzugsclassen! Mit dem Erfolg des ersten Jahres ist eine Befähigung zum Studium nachgewiesen, welche jeden Zweifel an derselben behebt. Wie viel von dem Erfolg auf die Liebe und Lust der Lernenden und Lehrenden entfällt, ist nicht zu bestimmen. Anders mag es in dieser Mädchenclasse allerdings ausgesehen haben als gemeinhin in den Classen unserer Knaben-Gymnasien. Lange ehe der Sinn der Kinder an den Sprach formen Interesse finden kann, werden sie zum Ueberdruss damit be­lastet, und nur wenig Lehrern ist es gegeben, diese Schwierigkeit durch besonders pädagogisches Bemühen zu überwinden und durch Ruhe und Erholungspunkte das Gehirn vor Ermüdung zu bewahren. Von Ermüdung muss die Prager Mädchenclasse frei gewesen sein, sie kann meines Erachtens ihre grosse Leistung nur in einem freudigen Eifer vollbracht haben, der ein 14jähriges Mädchen sicher auch eher beseelt, als einen 10jährigen Knaben. Darum ist es klug von den Pragern, die Mädchen erst mit dem vierzehnten Jahr beginnen zu lassen. Dadurch wird für die Mädchen und deren Eltern die Entscheidung für das strenge Studium hinausgeschoben und erspart der Verein auch 2 Jahre Unterricht, welchen er der Bürgerschule zu er- theilen überlässt.

Es sind das gewichtige Vortheile; dennoch musste ich mir die ganze Aus­sichtslosigkeit, in Bälde ein vollständiges Gymnasium für Mädchen erreichen zu können, vor Augen halten, um mein ursprüngliches Streben auf eine Privat-Mittel- schule für Mädchen zu reduciren. Eine staatliche Mittelschule für Mädchen erschiene mir noch immer der erste Schritt zur Gleichberechtigung am Unterrichte. Das ist aber eben der Schritt, den die Unterrichtsbehörden nicht thun wollen. Zwei - 1