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undzwanzig Jahre warte ich auf denselben. In diesem Zeiträume gab es Jahre, in welchen ich unter Beihilfe theurer Gleichgesinnter alle Zeit und alle Kraft an die Verwirklichung meiner Idee setzte. Seit 8 Jahren unterliess der Verein für erweiterte Frauenbildung, unterstützt von hochgebildeten und angesehenen Männern, keinen Schritt, der zur Errichtung eines Gymnasiums für Mädchen führen könnte. Doch nicht minder erfolglos.

Da plötzlich sehen wir in Prag eine Privatschule erstehen; ihr stehen nur ge­ringe Mittel zur Verfügung, aber ein grösserer Kreis zielbewusster Männer und Frauen unterstützt sie, und ihr wird die werthvolle Unterstützung der Gemeinde, welche die Schulräume, die Beleuchtung und Beheizung beistellt. Die Mädchen legen die Unter­stufe der Gymnasialbildung rasch zurück, so dass der die Schule unterhaltende Verein sich der Hoffnung hingibt, in vier Jahren Abiturientinnen an die Thore der Univer­sität zu bringen. Der Verein sieht auch für diesen Fall vor und es hat der Reichs­rath sabgeordnete Mazaryk die Petition desselben um Zutritt zum Universitätsstudium für Frauen im Abgeordnetenhause vertreten. Gestehen wir, es ist ein kurzes Ver­fahren, das zu der Frage auffordert, ob wir nicht desgleichen thun sollten.

Ist ja doch unser ganzes Mühen um Erweiterung des Frauenunterrichtes und Erwerbes nur eine Zeitfrage, denn um was wir uns heute mühen, was uns heute noch widerstrebend vorenthalten wird, das wird, das muss werden. Ihren Enkelinnen wird es frei stehen, das Gymnasium zu besuchen oder nicht, zu Medicinerinnen, Phi- losophinnen oder Juristinnen, zu Allem wozu sie Lust und Befähigung haben, sich auszubilden. Es ist nur eine Frage der Zeit, denn immer mehr wird der Druck, welchen die sozialen und wirthschaftlichen Zustände üben, die Frau auf die eigenen Füsse zu stellen. Ich zweifle nicht daran, wie ich nicht daran zweifle, dass die Frau im Wettbewerbe mit dem Manne an Intelligenz gewinnen wird. Hoffen wir, dass damit auch echte Bildung Schritt halten wird, so dass die Frau von ihrer sittlichen Ueber- legenheit nichts einbüsst. Wir wissen im Glücke Anderer unser Glück zu finden, wir haben für Andere leben gelernt möchten die Töchter unserer Töchter es niemals verlernen! Denn nichts lohnt besser im Leben als die Liebe!