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Nicht das kleinste Atom von Zweifel, nicht das kleinste Moment zum Abirren von dem grossen Gottesgedanken vermochte in ihm Macht zu gewinnen!

Ich füge noch hinzu, dass es historisch festgestellt und bekannt ist, dass Swammerdam jede seiner Arbeiten mit einem Gebete, jedoch durchaus nicht mit einem confessionellen, sondern mit einem naturforscherlichen, begonnen hat, und dass er jedesmal Abends, am Schlüsse seiner Arbeit, wieder zum Schöpfer aller jener tagsüber gesehenen Wunder betete.

Von dieser Art der Naturforscher nun, meine verehrten Hörerinnen, bin auch ich! Ich kann keine anatomische Arbeit beginnen oder vollenden, ohne hiebei an den Schöpfer der Welten inbrünstig zu denken. Und es gilt mir völlig gleich, ob Sie mich um dieser Aussage willen für einen Mucker halten oder nicht. Meine Antwor auf Gretchens Frage: »Glaubst Du an Gott?« wäre ein lautes entschiedenes »Ja«.

Warum sage ich Ihnen aber dies Alles? Weil Sie später Einiges hören werden, was Sie vielleicht, wenn ich nicht ausdrücklich meinen deistischen Standpunkt betonte, über meine Anschauungen bezüglich des Göttlichen und seiner wahren Offen­barung, »der Natur«, irre führen könnte, oder, aber Sie glauben machte, ich rede so, weil ich nicht ganz bestimmte Vorstellungen über Gott und dessen erhabenen Willen für den Menschen hätte!

Sie, erzogen in den traditionellen Anschauungen über die Geschöpfe-Ent- stehung, könnten z. B. zu dieser Meinung vielleicht veranlasst werden durch meine Darstellung eines, besonders die anwesenden Frauen interessirenden Punktes der Schöpfungsgeschichte. Es ist dies nämlich meine ganz entschiedene Ansicht über die Ent­stehungsweise der »Frau« und hiernach über die Bedeutung und die Stellung des »Weibthu ms« in der Natur!

Vor der betreffenden Diseussion jedoch eine Mahnung an Sie, meine geehrten Damen. Sie müssen nicht etwa glauben, dass ich Ihretwegen, Ihnen zu Ge­fallen, so spreche, wie ich es thun werde. Sie sind mir, individuell völlig gleichgiltig, ob alt oder jung, schön oder hässlich. Sie sitzen hier vor mir nur als exemplifizirte Ausführungen des Begriffes, als Figurinen der mir so hochwichtig scheinenden Schö­pfungs-Form »Weibthum«.

Wenn ich an dieses denke und von ihm zu Mitmenschen beiderlei Geschlechtes reden soll, fühle ich sogleich jenen Enthusiasmus in mir wach werden, der schon vom Anbeginn meines naturhistorischen Strebens und Denkens, mich bezüglich des gleich erhabenen wie formell herrlichsten Schöpfer-Gedankens, »das Weibthum zum Mittelpunkte alles menschlichen Fortschrittes auf Erden zu machen«, stets durchglüht und zur Verkündigung dieses Lehrsatzes angeregt hat.

»Weibthum?« Was bedeutet dies, von mir hier zuerst naturhistorisch ver­wendete Wort? Es bedeutet die organische Grundlage alles dessen, was da ist, den vom Schöpfer, am Anfänge aller Zeiten eingesetzten Ausgangspunkt aller noch höheren organischen Existenzformen, um unsere Welt, die Erde, zu einem fortwährend vervoll­kommnungsfähigen und herrlichen Daseinsorte zu gestalten.

»W'elche Ueberschwänglichkeit!« höre ich Sie, besonders die anwesenden Männer, ausrufen!

»Durchaus nicht!« entgegne ich Ihnen. Sie werden meinen Ausspruch selbst zugeben, wenn Sie meinem Gedankengange genau folgen.

Vor Allem: das Weibthum hat die angedeutete Mission nur, wenn es so ist, sich so entwickelt, wie es sein soll und sein kann.