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Folgendes über die angeführte Behauptung Bischoffs findet (S. 5 des Separat abdruckes).

»Entweder«, sage ich dort, »glaubt Bischoff an Gott, dann hat die Natur nichts an dem Weibe gemacht, sondern Gott, der die Natur erschuf. Oder Bischoff ist kein Deist, sondern nur Naturalist, dann kennte und musste er die Anführung »Gott« als Werkmeister aus dem Spiele lassen.«

Allein Bischoff hat mit Absicht diesen Pleonasmus »Gott und die Natur« ge­braucht, denn er wusste ganz gut, dass es viele Menschen mit wenig Ueberlegungs- vermögen gibt, die leicht zu überführen sind, wenn sie nur recht viel klangvolle Worte zu hören bekommen.

»Gott und die Natur«, dies will und soll sagen, was Gott etwa noch an der Weibesform übersehen, hat die Natur nachgeschaffen, und vice versa, was die Natur etwa zu bilden vergessen hat, wurde von Gott ergänzt.

Eine solche Ausdrucksweise scheint mir aber eines sowohl gottgläubigen als wissenschaftlichen Mannes ganz und gar unwürdig.

Eine einigermassen pikante historische, meine Kritik Bischoffs betreffende Notiz sei hier noch bezüglich einer in meiner oben citirten Schrift, S. 5, vor- findlichen sogenannten »Redactions-Anmerkung« vor Sie gebracht, die ein schon ver­storbener Haupt-Funktionär des »Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt­nisse in Wien« zu machen sich unterfangen hat. Diese Notiz beleuchtet ein vor 14 Jahren, 187S, geschehenes, gleich hinterlistiges wie albernes Gebahren jenes Redac­tionsmitgliedes.

Als ich die früher citirte Kritik des Bischoff'schen Satzes niederschrieb, konnte ich die Correctur jenes Bogens, in dem sie vorkömmt, nicht mehr selbst durchsehen, weil ich Wien verlassen hatte. Da hat nun die damalige Redaction aus Schweifwe­delei vor dem Münchner Bischoff sich es herausgenommen, zu meiner ganz und gar berechtigten Kritik Bischoffs hinterher die Anmerkung zu setzen: »Diese Seite hat der Herr Verfasser trotz allen Drängens nicht weglassen wollen.« So geschehen im Jahre 1878, im »Vereine zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien«. Den Mann, der dieses gethan, deckt' schon lange die Erde; ich enthalte mich daher einer Erörterung über die muckerischen Motive dieser nicht dem Naturforschersjande angehört habenden Person. Ich habe ihm jene Anmerkung längst vergeben; er hat aber mit ihr an der Wahrheit meiner Aussprüche gegen Bischoff wahrlich nichts ge­ändert !

Wir aber müssen diesen Bischoffschen Satz noch ein wenig in Ihrem Inte­resse wegen seiner möglichen Folgen beleuchten. Es ist dies eben ein Ausspruch, der übrigens vollständig seine verheerende Wirkung geübt hätte, wenn Bischoff auch nur Gott allein, ohne Natur, als Ursache jenes weiblichen Geistesmangels angeführt haben würde. Wie, soll sogleich gezeigt werden.

Bekanntlich pflegen die Unterrichtsministerien, vor Entscheidung über ein­schneidende Studienfragen, die Universitätsfacultäten um ihr Votum über diese anzu­gehen. Wenn nun z. B. an die Münchner medicinische oder philosophische Facultät von Seiten ihres Unterrichtsministers die ex offo zu beantwortende Frage gelangt wäre: »Sind die Frauen befähigt, wissenschaftlich unterrichtet zu werden?« und weiter: »Hat der Staat die Verpflichtung, dafür zu sorgen?« und die befragte Facultät hätte nun ihr Mitglied Bischoff zum Referenten für die Beantwortung dieser Fragen be­stellt, und dieser hätte nun als Antwort über das Frauenstudium an das Ministerium