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das älteste Waschweib ebenso wie sie, ja vielleicht noch besser vollbringen können, dann ihre allein wahre Pflicht zu thun.

Es gibt nun allerdings bürgerliche Verhältnisse, in denen dies sehr ehrenwerth ist, aber es gibt auch nicht wenige, in denen dies durchaus nicht genügt, sondern geradezu ein Vergehen ist und das Glück der Ehen, durch Zwietracht der Gatten, entschieden untergräbt!

Ich sagte früher: Sie sollen sich zu wahren Gehilfinnen des gebildeten und strebenden Mannes entwickeln. Sie wenden aber, und leider nicht unbegründet, ein: es fehlten Ihnen die Mittel hiezu, die Lehranstalten, vor Allem jene, welche das Fundament ernsterer, sogenannter klassischen Bildung zu legen haben, die Gymna­sien. Sie verlangen die Errichtung von Frauen-Gymnasien. Nun, solcher bedarf es nach meiner Anschauung, vorläufig und später, nicht genau von der Beschaffenheit unserer K n a b e n - Gymnasien, d. i. im vollen Umfange der bei uns bestehenden Einrichtung dieser Gymnasien.

Ich will nun zum Schlüsse, zur tieferen Begründung dessen, was ich früher als den Kernpunkt aller Einwendungen gegen höhere Frauenbildung und gründlichen Frauenunterricht bezeichnet habe, ich will über die von Fachmännern verbreitete falsche Lehre von der Minderwerthigkeit des Frauengehirns noch vor­lesen, was ich in meiner Schrift von 1S83 (»Frauenhirn, Frauenseele, Frauenrecht«) diesbe­züglich in Schlusssätzen, als Resume meiner betreffenden Erfahrungen und Unter­suchungen zusammengestellt habe.

Der 1. Punkt jenes Resumes lautet wörtlich: »Die Gehirnanatomie ist nicht »im Stande zu beweisen, dass das Weib »»laut, göttlicher und natürlicher Anordnung«« »wie Bischoff sagt, ein niedereres Gehirn besitzt als der Mann, denn nicht ein ein- »ziger wirklicher und schlagender Unterschied zwischen den Gehirnen beider ist bisher »auffindbar gewesen.«

Ich bemerke nun zu diesem Satze von 1883: er gilt heute noch voll­ständig, und ich kann Sie versichern, er wird nach Tausenden von Jahren noch ebenso gelten.

Ich lese nun die Lehrsätze meines Resumes bezüglich des Frauenhirns weiter vor: Der oben (S. 52) angeführte Lehrsatz über das Frauenhirn wird von mir weiter so be­gründet: »Alle diesbezüglichen, vorgeblich beweiskräftigen Angaben von der In- »feriorität des Frauenhirns beruhen entweder auf Uebertreibung oder absichtlicher »Entstellung, oder unzweckmässiger und theilweise unlogischen Verwerthung der »wirklich nachzuweisenden Thatsachen. Das allein für die geistige Begabung eines »Gehirns Massgebende ist dessen graue Rinde und zwar die Grosshirnrinde. Diese »aber ist bisher niemals, weder bei einem Mannes- noch Frauenhirne, vom übrigen »Gehirn getrennt, gewogen und gemessen worden; es fehlen also alle Daten, die »allein wirkliche Auskunft über entscheidende Unterschiede zwischen Mannes- und »Frauenhirn geben könnten.« Und weiter: »Gehirngewichte und Oberflächen-Mes- »sungen des ganzen Gehirnes geben keine auch nur entfernt sichere Auskunft über »die Gehirnrinde, das eigentliche Seelenorgan; ganz gleich schwere und oberflächlich »gleiche Gehirne können die verschiedensten Rindendicken, (Seelenzellen-Schichten) »also die verschiedensten Geistesorgane besitzen.«

»Auch haben alle bisherigen Wägungen und Oberflächen-Bestimmungen von »Gehirnen so viele Fehlerquellen, dass die anscheinenden Resultate der meisten »nur mit grösstem Misstrauen aufzunehmen und nicht zu massgebenden Schlüssen,