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langung .eines Ehrengrabes für Ida Pfeiffer, der ersten Forsclmngs- reisenden unseres Landes, und der Aufstellung eines künstlerisch wert­vollen Denkmales, welches würdig ist, neben ihren Werken ihr Ge­dächtnis lebendig zu erhalten. So wurde durch eine vielbeachtete Denkfeier Deutschlands grösste Dichterin Droste-Hülshoff, durch eine vielbesprochene Aufführung Hroswitha, seine erste Dramatikerin, dem Publicum Wiens näher gebracht.

Diese Einzelheiten aus der grossen Reihe der Vorträge genügen wohl, um die Entscheidung des Vereines zu begründen, dass auf dem mit Erfolg eingeschlagenen Wege weitergegangen werde.

Neben diesen Bemühungen muss die minder ins Auge fallende, aber gewiss nicht weniger anstrengende Thätigkeit des Vereines erwähnt werden, welche der Umstimmung der Machtfactoren und Competenzen gegenüber dem Frauenstudium galt. Auch hier darf das Verhältnis zwischen dem Erreichten und dem Angestrebten als ein günstiges be­zeichnet werden, und wenn das Ergebnis auch auf nothwendige Er­gänzungen hinweist, lässt es doch jetzt schon vielfach eine Tendenz im Verhalten der Gesetzgebung, Regierung und ihrer Organe gegenüber der zielbewussten Frauenbewegung erkennen, die zu berechtigten Hoff­nungen Anlass bietet.

Wenn irgendwo, so muss hier gelten, was der Verein als Devise auf seinen Schild setzen könnte: Nicht wähnen und nicht wanken!

Nach vier Jahren mühsamen Strebens. unausgesetzter Vermehrung und sorgfältiger Verwendung seiner Mittel und Kräfte hat der Verein im Herbste 1892 die erste gymnasiale Mädchenschule in den Ländern deutscher Zunge eröffnet. Unsere Gemeinde gewährte ihr eine schöne Heimat, einer der besten deutschen Schulmänner bot ihr die führende Hand, ein glänzend bewährter Fachmann schuf unter Mithilfe namhafter Mitarbeiter einen Lehrplan, der all den schwierigen Anforderungen Rechnung trug und während seiner sechsjährigen Benützung im In- und Auslande voll gewürdigte Erfolge zeitigte. Diese Schule geschaffen und zum grössten Theil aus eigenen Mitteln erhalten zu haben, ist ein schöner und ehrlich erworbener Lohn für alle Opfer und Arbeit, die der Verein daran gewendet. In ihr ist ein Wegweiser gesetzt worden für die Richtung, nach welcher früher oder später alle dem Scheine, der Halbfertigkeit und Halbwertigkeit abgeneigte höhere Mädchenbildung sich wenden wird. In ihr ist bezeugt, dass der weibliche Geist in Fleiss und Tüchtigkeit, in der Vorbildung für die höchstgehaltenen Berufszweige dem männlichen nicht nachsteht, sofern ihn nicht künstliche Schranken zurückhalten, an deren Aufrichtung die Natur wahrlich keine Schuld trägt. Zum erstenmal habensich in diesem nicht nur fiir den Verein denk­würdigen Jahre 19 Mädchen der Maturitätsprüfung unterzogen und sich die Pforten der Hochschule 16 glücklichen, wissbegierigen und wissens­frohen unter ihnen erschlossen.

Unsere Segenswünsche begleiten sie dahin, wie unser Schutz, unsere Liebe ihnen auf dem schwer geebneten W e g dahin zur Seite war.