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lich der Mensch, welcher als das vollkommenste Geschöpf sich seinem Leibe nach der oberen Thierwelt anschließt, als Herr der Schöpfung hinzustellen, da er sich die Kräfte, Dienste und Körperstoffe der Thiere nutzbar macht und seinem Willen selbst die stärksten Thiere sich beugen müssen.

Die Natur ist in allen ihren Erscheinungen stets so interessant und anziehend für das unverdorbene sinnige Gemüth, daß es keiner künstlichen Hülfsmittel bedarf, um Liebe für dieselbe in den Kindern zu erwecken.

Wenn der Lehrer selbst von der Größe des Gegenstandes er­füllt und Herr des Stoffes geworden ist, dann wird es nicht fehlen, daß die Zöglinge mit Lust und Liebe lernen und mit Dank zu Dem aufblicken, dessen unendliche Weisheit, Allmacht und Liebe uns überall entgegenleuchtet. Wenn außerdem der Lehrer gewohnt ist, etwas mehr, als organisch gegliederte oder chemisch zusammengefügte Ele­mente in der Thier-, Pflanzen- und Steinwelt zu erblicken, und die Kinder schauen zu lassen, so wird der ganze Unterricht in der Naturkunde überhaupt von einem höheren Geiste und Sinne ge­tragen werden, und die Frucht eines solchen Unterrichtes ist unver­kennbar.

Für gute Veranschaulichungsmittel, als: ausgestopfte Thiere, Spiritusexemplare, Abbildungen rc. ist selbstverständlich Sorge zu tragen.

Die Mineralogie

kann allerdings in der höheren Töchterschule nur eine untergeordnete Stelle einnehmen. Unzureichende mathematische und chemische Kennt­nisse, sowie Mangel an Zeit bedingen dies. Die Aufgabe der höheren Töchterschule ist es, die wichtigsten, im Leben gebräuchlichen Mineralien nach ihren hervortretenden Merkmalen zu beschreiben und zu unterscheiden, ihre Benutzung nachzuweisen und sie in Klassen und Ordnungen eines natürlichen Systems einzureihen. Insofern zur Erreichung dieses Zieles chemische Kenntnisse nöthig sind, erhält dieser Lehrgegenstand seinen Abschluß in dem Unterrichte in der Chemie auf der obersten Stufe der Schule.