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höhtem Maße auf den Vertreter der ganzen Anstalt. Wer aber, so fragen wir, sollte dieser sein?

Der Verfasser ist in Rücksicht auf die Eigenthümlichkeit des weiblichen Wesens der Ansicht, .daß im Allgemeinen ein Mann und zwarein ganzer Mann" an die Spitze der Schule zu stellen sei. Selbstverständlich müssen demselben tüchtige weibliche Kräfte zur Seite stehen, um die specifisch weiblichen Verhältnisse bei Berathungen, Conferenzen rc. regeln und ordnen zu helfen.

Es bedarf außerdem wohl kaum des Hinweises, daß der Vor­steher der Schulanstalt aus innigster Begeisterung sein Amt führen und geeignet sein muß, durch eigenen Unterricht erfolgreich wirksam zu sein, schon um die Thätigkeit seiner Mitarbeiter leiten und regeln zu können. Aehnlich dem Bilde der Familie sieht nun die Schülerin in dem Vorsteher den Mann der Autorität, der aber in harmonischer Weise in sich den Ernst und die Würde mit der liebevollen Herab­lassung vereinigt, während sie in ihren Lehrerinnen das Ideal voll­kommener Weiblichkeit erblickt.^)

Auf diese Weise kann vielleicht mancher ungünstige Eindruck, den eine fehlerhafte häusliche Erziehung oder^ein anderer Umstand hervorgerufen, ausgeglichen und dem Mädchen Gelegenheit gegeben werden, sich ein richtiges Ideal zu bilden für seinen späteren Er­ziehungsberuf.

Nachdem der Verf. in dem Vorstehenden versucht hat, den Unterrichtsstoff und die Methode unter Berücksichtigung der eigen­artigen Natur und Bestimmung des weiblichen Geschlechtes zu kenn­zeichnen, auch, soweit es der gegebene Raum gestattete, seine Ansicht über Verwendung der Lehrkräfte in der höheren Töchterschule kund zu geben, überreicht derselbe das Büchlein den Freunden des Er- ziehungs- und Bildungswesens mit der Bitte, einen soliden Maß­stab an diese Erstlingsgabe anlegen zu wollen, da dieselbe aus purer Liebe zur Sache entsprungen ist und nur den Zweck hat,

*) Denn wo das Strenge mit dem Zarten, Wo Starkes sich und Mildes paarten, Da gibt es einen guten Klang."

Schiller.